Manuel Uribe, der ehemals dickste und schwerste Mensch der Welt, ist tot. Er wog zuletzt 394 Kilo – so wenig wie seit vielen Jahren nicht mehr. Wahrscheinlich hat der 48-Jährige zu schnell zu viel abgenommen.

Korrespondenten: Klaus Ehringfeld (ehr)

Monterrey - Manuel Uribes letzte Fahrt begann wie die anderen in den vergangenen zwölf Jahren auch. Es kam der Zivilschutz in den kleinen Vorort der nordmexikanischen Industriestadt Monterrey, sperrte die Straßen, ließ einen Kran vor Uribes Haus vorfahren, der dann das schwere Stahlgerüst anhob, an dessen Ende ein Rollbett befestigt war. Auf diesem lag Uribe mit seinem Gewicht, das in den vergangenen Jahren zwischen 400 und 560 Kilogramm schwankte. Der schwere Mann und sein Bett wurden dann auf die Ladefläche eines Lkw verladen – und dann fuhr das Lastentaxi los. So verließ Uribe 2008 sein Haus, als er heiratete. Und so verließ er es auch Anfang Mai noch einmal. Da wurde der 48 Jahre alte Mann wegen Herzrhythmusstörungen ins Universitätskrankenhaus von Monterrey eingeliefert.

 

Am Montag ist Manuel Uribe gestorben. Mit einem Gewicht von 394 Kilo. Er war vergleichsweise schlank, denn er hatte viele Jahre nicht mehr unter 400 Kilo gewogen. Aber es kostete ihn am Ende das Leben, dass er zu schnell zu viel abgespeckt hatte. Sein jahrelang überforderter Körper und sein Herz versagten für immer den Dienst. Es war ein Tod im XXXL-Format.

In Spitzenzeiten wog er 560 Kilo – so viel ein Bär

Uribe, ein gelernter Büromechaniker, galt viele Jahre seines Lebens als der dickste und schwergewichtigste Mensch der Welt. Sein Körperumfang brachte ihm vor sieben Jahren sogar einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. In Spitzenzeiten brachte Uribe 560 Kilo auf die Waage, etwa das Gewicht eines mittelschweren Bären oder des legendären Citroën 2CV. Bewegungsunfähigkeit war Uribes ständiger Begleiter, er residierte in seinem Bett.

Es war seit vielen Jahren schwierig, Konturen bei Uribe zu erkennen. Der Kopf mit den glatten schwarzen Haaren wirkte klein wie eine Erdnuss auf einer gigantischen Masse Mensch. Allein die Oberschenkel hatten die Form großer Säcke aus Fett. Seit 2002 war Uribe ans Bett gefesselt, sein Alltag langweilig: „Ich wache auf, wasche mir selbst das Gesicht mit einer Schüssel Wasser am Bett, schreibe E-Mails, lese Zeitung und mache eine paar Übungen mit dem Armfahrrad“, beschrieb Uribe einmal das tägliche Einerlei im Gespräch mit der StZ. Ansonsten wurde er betreut, gewaschen und unterhalten von seiner Mutter und seinen Freunden. Von seiner Frau Claudia, die er 2008 geheiratet hatte, ließ er sich zwei Jahre später wieder scheiden. Wegen seelischer Grausamkeit.

Viele Mexikaner neigen zu starkem Übergewicht

Uribe war schon als Kind übergewichtig und brachte als Jugendlicher bereits 115 Kilo auf die Waage. „Mit 22 Jahren wog ich dann schon 130 Kilo.“ Man muss dazu wissen, dass Mexiko berüchtigt ist für die Fettleibigkeit seiner Menschen. Mittlerweile machen die Mexikaner den Nachbarn in den USA den Rang als dickstes Volk streitig.

Sieben von zehn Erwachsenen in Mexiko sind übergewichtig. Laut einer Studie der US-Universität Harvard haben Übergewicht und Zuckerkrankheit in den vergangenen sechs Jahren in Mexiko rund eine halbe Million Menschen getötet. Das wären ungefähr siebenmal mehr Opfer, als der Drogenkrieg in der gleichen Zeit gefordert hat. Mittlerweile trinken die Mexikaner sogar mehr Coca-Cola als die US-Amerikaner. Dies gilt vor allem für die Menschen im Norden Mexikos an der Grenze zu den USA. So wie auch Manuel Uribe.

Er träumte davon, eines Tages wieder gehen zu können

„Ich hatte einfach keine Ahnung von Nahrungsmitteln und habe zu viel Mist in mich reingestopft“, sagte Uribe vor Jahren, als er schon einmal Dutzende von Kilos abnahm. Zuckerbrausen und Bohnen, Brot und Mais liebte er besonders. Den Rest besorgte ein langjähriger Aufenthalt in den USA. 14 Jahre lebte Manuel Uribe in Florida und Texas und wartete dort Schreibmaschinen und Taschenrechner.

2000 kehrte er in die Heimat zurück, und zwei Jahre später war Schluss mit jeder Bewegung. Zwölf Jahre, bis zu seinem Tod, war der schwergewichtige Mann an das Bett auf Rädern gefesselt. Manuel Uribe selbst hatte bis zuletzt nur einen Wunsch: „Mein Traum ist es, eines Tages wieder aufstehen und gehen zu können“, sagte er. Dafür wollte er bis auf 120 Kilo abspecken.