„Bretter, die die Welt bedeuten“, war eine Produktion des Saarländischen Rundfunks (SR), abgewickelt über dessen hundertprozentige Tochter Telefilm Saar. Esther Gemschs Anwalt hat sich 1981 laut Darstellung in der „Zeit“ mit dem Hinweis auf „versuchte Notzucht, vorsätzliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung und Beleidigung“ an Telefilm Saar gewandt und beklagt, seiner Mandantin sei zunächst Schutz und Unterstützung zugesagt, dann aber nicht gewährt worden.

 

Das Problem war aktenkundig

Der Saarländische Rundfunk selbst wiederum machte seltsame Produktionsumstände aktenkundig, als nachgehakt wurde, warum die Kosten denn aus dem Ruder gelaufen seien. Die „Zeit“ hat im internen Bericht der Zentralrevision des SR den Vermerk gefunden, es habe eben eine kostensteigernde Krankheit und Umbesetzung gegeben. Ihre Verletzung sei nach Angaben der Hauptdarstellerin die Folge einer gewaltsamen sexuellen Annäherung durch Dieter Wedel gewesen. Offensichtlich sind damals keine weiteren Schritte eingeleitet worden, die finanzielle Frage war ja geklärt.

Die Frage, ob Dieter Wedel tatsächlich wie geschildert schikanös und gewalttätig war, muss bei der neuen Fallbetrachtung also gar nicht im Vordergrund stehen. Damals wurden Vorwürfe über unhaltbare Zustände und massive Übergriffe laut, sie waren offenbar Tagesgespräch am Set, und eine Menge Menschen nahm sie dort sofort für bare Münze. Die Vorwürfe drangen auch in der Hierarchie aufwärts. Sie hätten nachhaltig geklärt werden müssen – zum Schutz der Schauspielerinnen, aber eventuell eben auch zum Schutz von Dieter Wedel. Der Saarländische Rundfunk hat mittlerweile eine „Task Force“ gebildet, um die internen Vorgänge aufzuklären.

Was da beim deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen sichtbar wird, ist das erste Anzeichen für ein System des Wegschauens, wie es in der US-Filmindustrie mit den Vorwürfen gegen den Produzenten Harvey Weinstein ans Licht kam: Über sexuelle Belästigung oder Gewalt wird hinweg gesehen, Hauptsache, der Produktionsapparat flutscht.