Mehr als zehn Jahre lang ist über eine Nordumfahrung in Schalt heftig diskutiert worden. Nun haben die Bauarbeiten begonnen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Schlat - Ein Spaziergänger aus dem Nachbarort Ursenwang hat am frühen Dienstagnachmittag nicht schlecht gestaunt: „So ein riesiger Auflauf für die paar Meter Straße“, sagte er, hielt kurz inne und marschierte dann kopfschüttelnd weiter in Richtung Heimat. In der Tat hatte sich eine illustre Festgemeinde eingefunden, um den Spatenstich für die Nordspange entweder selbst vorzunehmen oder wenigstens dabei zuzuschauen – und um der Schlater Bürgermeisterin Gudrun Flogaus zum 52. Geburtstag zu gratulieren.

 

Das Einzige, was nicht so recht zum feierlichen Ereignis passen wollte, war das trübe winterliche Wetter. Was die Stimmung anging, herrschte hingegen eitel Sonnenschein, dass die knapp 350 Meter lange Umfahrung, die von der Süßener Straße abzweigt, entlang des Weilerbachs direkt auf die Göppinger Straße führt und mit zwei Kreisverkehren versehen wird, nun endlich gebaut werden kann. Mehr als zehn Jahre hat sich die Maßnahme von der ersten Idee bis zum Beginn der Realisierung hingezogen und hatte dabei so ziemlich alles zu bieten, was ein derartiges Bauprojekt heutzutage auszeichnet.

Vom gescheiterten Bürgerentscheid bis zur Enteignung

Es hat erbitterte Gegner gegeben, die sich im Laufe der Zeit in glühende Befürworter verwandelt haben – und umgekehrt. Ein Bürgerbegehren, das eine Planänderung zum Ziel hatte, das Vorhaben an sich aber nicht infrage stellte, war aus formalen Gründen gescheitert. Und ein Grundstücksbesitzer, der sein Gelände partout nicht verkaufen wollte, sah sich gar einem Enteignungsverfahren ausgesetzt.

All das spielte gestern jedoch keine Rolle mehr. Diejenigen, die es nach wie vor für lässlich halten, insgesamt rund 1,1 Millionen Euro dafür auszugeben, dass pro Tag etwa 3500 Fahrzeuge einen kurzen Schlenker durch Schlat machen müssen, blieben dem offiziellen Baustart fern. Alle anderen ließen sich selbst gebackenen Hefezopf und heiße Getränke schmecken.

Große Maßnahme für kleine Gemeinde

Der Bürgermeisterin, den anwesenden Landtagsabgeordneten, Behördenvertretern, Gemeinderäten und Verwaltungsmitarbeitern war die Erleichterung förmlich anzusehen. Eine schwere und langwierige Geburt war endlich vollzogen. Keinen Zweifel ließ Gudrun Flogaus daran, „dass der Bau der Nordspange für unsere kleine Gemeinde eine große Maßnahme darstellt“. Immerhin rund 430 000 Euro müssen aus dem kommunalen Säckel zugeschossen werden, nachdem das Land 671 000 Euro der Kosten übernimmt.

Dass die neue Straße ihre Berechtigung haben könnte, hat sich indes noch vor dem offiziellen Spatenstich gezeigt. So hat sich der bekannte Schlater Obstweinproduzent Jörg Geiger, nachdem endgültig feststand, dass die Umfahrung gebaut wird, bereits ein direkt angebundenes Areal im nahen Gewerbegebiet gesichert, um einen Teil seiner Produktion, nicht zuletzt die Obstannahme, aus der Ortsmitte heraus verlagern zu können. Abfüllen will Geiger in der neuen Halle vor allem seine alkoholfreien Prosecco-Cocktails. Diese wurden gestern, vermutlich auch aus Witterungsgründen, noch nicht gereicht. Womöglich geschieht das ja, wenn die Nordspange in rund vier Monaten eingeweiht wird.