Die GalaCon „My Little Pony“-Fans feiern in Ludwigsburg

Von den Figuren aus der Pony-Serie inspiriert: Besucher im Forum. Foto: /Simon Granville

Ausflug in eine Parallelwelt: Erwachsene Fans der knallbunten Animations- und Spielzeugwelt von „My Little Pony“ feiern ihr Hobby im Ludwigsburger Forum.

Junge Männer, die zärtlich bunte Ponys aus Plüsch an ihre Brust pressen. Mit Hörnern, Flügeln oder bodenlangen Schwänzen verkleidete Grüppchen, die mit verklärten Gesichtern Pony-Poster-, Button-, Kissen- oder Fahnenstände abklappern. Menschen, die im Gaming-Raum Pony-Spiele zocken und Schlangen von Leuten, die für Autogramme von und Fotos mit Pony-Synchronsprechern oder -Komponisten anstehen. Was am Wochenende bei der GalaCon im und vor dem Forum am Schlosspark vor sich geht, ist nicht von dieser Welt.

 

Im regenbogenbunten Universum der Fernseh- und Spielzeug-Serie „My Little Pony“ – deren stupsnasige, riesenäugige Protagonisten mit echten Ponys nur überschaubar viel Ähnlichkeit haben, – gehe es um Freundschaft und Inklusion, erzählt Lukas Sanders.

Ludwigsburg ist für die Fangemeinde eine feste Nummer

Im echten Leben ist er Programmierer bei einer Stadtverwaltung in Nordrhein-Westfalen. In der Freizeit ist er Brony – eine Wortkombination aus „Bro“ für „brother“, also Bruder oder Gleichgesinnter, und „Pony“ – und organisiert mit dem eigens gegründeten Verein Pony Events Federation in ganz Deutschland Großveranstaltungen für die erwachsenen Anhänger der Serie. Ohne Gewinngedanken, sondern von Fans für Fans, wie Sanders betont – wegen der Corona-Ausfälle und der Teuerung sei es im Gegenteil eher schwierig, finanziell gut aus Veranstaltungen dieser Dimension herauszukommen. Ludwigsburg ist für die Fangemeinde seit Jahren eine feste Nummer. Zwei Tage Programm mit Workshops, Quizshows, Diskussionen, Abendball und Party: ein Insider-Wohlfühlbad, für das die 1000 Besucher dreistellige Eintrittspreise hinlegen. Sie kommen aus Europa und Übersee – dort vor allem aus den USA und aus Kanada – zu dem Event. Aus jeder Ecke dringen andere Sprachfetzen.

Prinzessin Luna etwa ist aus Holland angereist. Blaue Perücke, schwarze Krone, blaues Horn und blaue Flügel, ein bodenlanges Kleid, schwarze glitzerdurchwirkte Stola und, ihr Glanzstück, ein magischer Stab mit glimmenden LED-Birnchen und weißem Halbmond, haben die junge Frau, die an diesem Kostüm wochenlang geschneidert und gebastelt hat, in ihren Lieblingscharakter verwandelt. Sie will damit beim Cosplay-Wettbewerb um die Frage, welcher Gast am originalgetreuesten aussieht, mitmachen. Von anderen Kostümträgern wird sie mit Komplimenten überhäuft. Überhaupt sind alle sehr nett zueinander. Ganz dem Spirit der Serie gemäß, die „eine sehr positive Botschaft ausstrahlt“, so Lukas Sanders.

„Bei uns ist jeder gut so, wie er ist“

Dass Unbeteiligte es schräg finden, wenn sich Erwachsene mit größter Ernsthaftigkeit in einer plüschigen Parallelwelt bewegen, die ursprünglich auf kleine und größere Mädchen abzielte, sind Sanders und seine Mitstreiter gewöhnt. „Man lernt irgendwann, drüber zu stehen“, sagt er. „Wir sind sehr inklusiv und offen, bei uns ist jeder gut, so wie er ist.“ In der Community seien viele eher schüchterne, verschlossene oder zurückhaltende Menschen dabei, Menschen mit anderen Sexualitäten, Menschen mit Behinderungen. Das Gefühl, dazuzugehören, egal was andere über einen sagen, das stärke vielen den Rücken. Die Ponys mit ihren unterschiedlichen Charakteren bieten für jeden eine passende Projektionsfläche.

Schätzungen der Community zufolge tummeln sich international mehrere Hunderttausend Bronies. Sie treffen sich in Vereinen oder losen Gruppen, betreiben Internetseiten und Social-Media-Kanäle, schauen sich die Serie an – die viele Anspielungen enthält, die Kinder gar nicht erkennen und verstehen – sammeln die Spielzeugfiguren oder machen selbst Fan-Kunst.

2019, auf der letzten Galacon vor Corona, haben die Bronies fast 25 000 Euro für eine Tierschutzorganisation zusammenbekommen. Diesmal gibt’s eine Auktion und einen Spendenaufruf zugunsten von „Make a wish“, einer Organisation, die schwer kranken Kindern einen Herzenswunsch erfüllt. Von den „good vibrations“ in der Pony-Welt sollen eben auch andere etwas haben.

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