Noch viele Jahre danach ist der Teufelskreis nicht durchbrochen.

Leonberg - Es ist ein klassischer Fall, wie eine Sucht eine Familie in den Ruin treiben kann und wie diese noch über viele Jahre hinweg ihr immer wieder den Weg in ein normales Leben verbaut.

 

Als der heute 38-Jährige und seine 34-jährige Ehefrau sich vor zwölf Jahren kennengelernt haben, war die Welt noch in Ordnung. Obwohl sie beide keinen Beruf erlernt hatten, hat der Lohn für ihre Arbeit in Teilzeitfirmen fürs Leben gereicht. Erst nachdem vor zehn Jahren das erste Kind zur Welt kam, hat es zu kriseln begonnen. Der junge Vater war so dem Glücksspiel verfallen, dass es in Spielsucht ausartete.

Schulden wurden immer größer

Die Schulden wurden immer größer, die Familie bezahlte keine Rechnungen mehr und kurz nach der Geburt des zweiten Kindes vor acht Jahren wurden sie zwangsgeräumt. „Zwei Jahre lang hat die Familie in einer unserer Obdachlosen-Unterkünfte gewohnt“, kennt Jürgen Rein, der Leiter der Sozialen Dienste, ihr Schicksal. Danach konnte der Familie eine kleine Sozialwohnung mit zwei Zimmern zur Verfügung gestellt werden.

Inzwischen ist der 38-Jährige in Therapie und hat seine Sucht überwunden. „Die Spielsucht ist zwar eine Sucht, die am wenigsten nachvollziehbar ist. Aber eine wie jede andere klassische Sucht, ob es nun um Drogen, Alkohol oder Medikamente geht, ist sie gefährlich“, weiß Rein aus seiner langjähriger Tätigkeit als Begleiter von Betroffenen. Zudem sei es eine, die in den finanziellen Ruin führe. Dabei hat Abteilungsleiter Rein eine Erfahrung gemacht, die ihn selbst erstaunt: „Es ist auffällig, dass Menschen aus dem türkischen und kurdischen Kulturkreis sehr viel häufiger als alle anderen der Spielsucht verfallen.“

Der Mann arbeitet inzwischen bei einer Zeitfirma und stockt auf Hartz IV auf, nachdem die Familie vor fünf Jahren ein drittes Kind bekommen hat. Nun ist die Frau zum vierten Mal schwanger und die Familie wohnt noch immer in der Zwei-Zimmer-Wohnung.

Vermieter scheuen das Risiko

Die Familie hat versucht, selbst eine größere Wohnung zu finden. Doch weil Vermieter in der Regel eine Schufa-Auskunft verlangen, war dieses Unterfangen angesichts der immer noch hohen Schulden des Vaters aussichtslos. Kein Vermieter ist darauf eingegangen, obwohl der bald sechsköpfigen Familie einiges an Wohngeld zusteht. „Obwohl das ein hoher Dringlichkeitsfall ist, können wir angesichts der herrschenden Wohnungsknappheit keine Sozialwohnung anbieten“, sagt Jürgen Rein. „Im Jahr 2017 wurde in der Stadt keine einzige frei“, fügt er hinzu.

Nun ist auch noch das Sofa, das tagsüber als Sitzgelegenheit und nachts den Eltern als Bett dient, kaputt gegangen. In Zusammenarbeit mit den Sozialen Diensten will „Lichtblicke“ der Familie helfen, damit ein bisschen Hoffnung in ihren Alltag kommt.