Bevor der Geldadel Porsche fuhr, hatte der Bauer schon einen in der Scheune stehen. Und zwar in Form eines Traktors.

Zuffenhausen - Hermann Unfried gibt noch einmal Gas und beschleunigt den Porsche auf die Höchstgeschwindigkeit. Der Motor röhrt auf, der Fahrtwind zerrt am Haar, die Tachonadel klettert nach oben. "So macht Cabriofahren Spaß", sagt Unfried. Radarfallen muss er nicht fürchten: sein Porsche fährt maximal 25 Kilometer pro Stunde. Er heißt ja auch nicht 911 oder Panamera, sondern schlicht "Super".

Ungewöhnliches Geschwisterpärchen


Ein echter Porsche ist es trotzdem - ein Porsche-Traktor. Die Autofahrer eilen vorbei, und mancher könnte sich ein triumphierendes Lächeln wohl nicht verkneifen, wenn er wüsste, was er da gerade überholt. Aber die meisten ahnen nicht einmal, dass für einen Porsche Zugkraft und Zapfwellenleistung einst ebenso wichtig waren wie heute Straßenlage und Beschleunigung.

Sportwagen und Traktor entstammen derselben Familiendynastie: Die Porsche-Traktoren gehen auf den Entwurf eines Volksschleppers von Ferdinand Porsche zurück. Seit 1956 tragen sie den Namen Porsche-Diesel, damals begann die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH in Friedrichshafen mit der Produktion. Das Werk am Bodensee zählte zu den größten Traktorfabriken in Deutschland, und die Traktoren ließen ihre Sportwagenverwandten bei den Zulassungszahlen glatt stehen.

Der Porsche 356 brauchte acht Jahre, bevor er die 10.000er-Marke knackte. Bei den Traktoren dauerte das nur rund ein Jahr. Die Schlepper boten, was der Bauer brauchte, das Übrige tat der Preis. 1958 verließen knapp 17.000 Porsche-Traktoren das Werk, Porsche erklomm Rang zwei in der Zulassungsstatistik.

Ein zeitaufwendiges Hobby


Allerdings fordert der Acker mehr als die Straße, und so überdauerten die Porsche-Schlepper die Zeiten nicht so gut wie die gehegten Sportwagen. Nach den Jahren harter Arbeit endeten sie oft in der Schrottpresse. Andere hatten Glück und landeten bei Restauratoren wie Hermann Unfried auf dem Operationstisch.

In einem ehemaligen Gewächshaus hat der Porsche-Fan Unfried seine Werkstatt eingerichtet. Restaurieren gehört für ihn ebenso zum Hobby wie das Fahren. Seit er im Ruhestand ist, hat ihn die Leidenschaft voll erfasst, gerade steht er wieder Tag für Tag in der Werkstatt.