Sechs Fälle, sechs Bestseller: wenn Michael Kobr und Volker Klüpfel ihren kauzigen Ermittler Kluftinger im Allgäu auf Verbrecherjagd schicken, stürzen sich Tausende auf die Krimikomödien. Ein Gespräch mit den Autoren über den Kluftinger-Kult.

Nachrichtenzentrale: Nadia Köhler (nl)
Stuttgart – Sechs Fälle, sechs Bestseller: immer wenn Michael Kobr und Volker Klüpfel ihren kauzigen Ermittler Kluftinger im Allgäu auf Verbrecherjagd schicken, stürzen sich Tausende von Lesern auf die Krimikomödien. Kluftinger ist Kult: Fans können mit einem eigenen Kochbuch seine Lieblingskässpatzen nachkochen und sich im Allgäu zu den Romanschauplätzen führen lassen. Im Gespräch erklären die beiden Autoren, warum sie ihre Bücher trotzdem nicht als Heimatkrimis verstanden wissen wollen.
Herr Kobr, Herr Klüpfel, Ihre Bücher klettern zuverlässig an die Spitze der Bestsellerlisten. Auch die Verfilmungen Ihrer Kluftinger-Krimis laufen inzwischen zur besten Sendezeit und erreichen beachtliche Einschaltquoten. „Milchgeld“ in der ARD haben 4,44 Millionen Zuschauer gesehen. Was kann denn nun überhaupt noch kommen?
Klüpfel Ein neues Buch. Das ist und bleibt für mich immer der Höhepunkt. Das ist das, was wir machen. Die Verfilmung machen andere. Es ist cool, dass es die gibt. Aber viele Leute betrachten das als den eigentlichen Ritterschlag. Als hätte man erst mit der Verfilmung wirklich den Durchbruch geschafft. Und das sehe ich nicht so. Denn für mich ist es ein größeres Erlebnis, ein Buch oben in der Bestsellerliste zu haben, als dass ein Film gedreht wird.

Hört sich wenig begeistert an. Gefällt Ihnen die Verfilmung nicht?
Kobr Ich glaube, Literaturverfilmungen sind für die Autoren immer schwierig. Wir können unsere Figuren so ausführlich beschreiben, wie wir wollen. Wir sind nicht an 90 Minuten oder 300 Seiten gebunden.
Klüpfel Der Fall von „Milchgeld“ wird im Buch anders erzählt als im Film. Aber ist er im Film besser? Ich weiß es nicht. Ich frage mich aber natürlich schon, warum schreiben die jetzt unseren Fall um.

Hat Ihnen der Drehbuchautor gesagt, was ihm an dem Fall nicht gefallen hat?
Kobr Nein. Aber wir legen bei unseren Kluftinger-Krimis sehr viel Wert auf die komischen Elemente und auf die Nebenhandlungen. Und bei der Verfilmung hat man das Gefühl, dass sie sich das nicht so richtig trauen. Der Film muss halt einer klassischen Krimidramaturgie gehorchen.

Haben Sie generell etwas gegen Literaturverfilmungen?
Kobr Schon als Kind war ich enttäuscht, als ich den Pumuckl als Film gesehen habe. Den Meister Eder habe ich mir immer ganz anders vorgestellt.
Klüpfel Für mich ist eine Verfilmung immer eher ein Plus als ein Minus. Wenn ich ein Buch gelesen habe, und es gibt eine Verfilmung davon, dann schaue ich die immer an, weil mich einfach wahnsinnig interessiert, was einer daraus macht. Was lässt er weg? Oder wie setzt er schwierige innere Monologe visuell um?

Welche Krimiverfilmung gefällt Ihnen?
Klüpfel Ich mag die Agatha-Christie-Verfilmungen. Miss Marple finde ich toll und auch die Hercule-Poirot-Verfilmungen mit Peter Ustinov.

Haben Sie jetzt, wenn Sie am Kluftinger schreiben, immer den Schauspieler Herbert Knaup im Kopf ?
Klüpfel Nein, überhaupt nicht. Der Kluftinger ist ja schon so viel länger in unseren Köpfen als die Filme.
Kobr: Beim Stammpersonal, also etwa beim Kluftinger und seiner Frau, kann ich mich von der Verfilmung komplett frei machen. Bei manchen Nebenrollen, die im Film wahnsinnig gut getroffen sind, da ist das vielleicht anders.