Was legen sich die anderen alle ins Zeug, in Mannheim, Bayreuth, Genf, New York und München, um im kommenden Jahr, dem zweihundertsten Geburtstag von Richard Wagner, einen kompletten – und, klar doch, ultimativen – „Ring“ zeigen zu können. Stuttgart macht es mal wieder anders: hier wird die kultige „Götterdämmerung“ von Peter Konwitschny wieder aufgenommen, der Regiealtmeister kommt selber zur Einstudierung. Mehr fast nicht. Der Chefdirigent Sylvain Cambreling wird in seiner dann ersten Spielzeit als Generalmusikdirektor den „Parsifal“ dirigieren. Beim anderen Jubilar, Giuseppe Verdi, wie Wagner Jahrgang 1813, wird allerdings ein Akzent gesetzt. Sein „Nabucco“ wird eine der fünf szenischen Neuproduktionen sein.
Die Inszenierung übernimmt ein Stuttgarter Debütant, Rudolf Frey heißt der einzige Regiegast am Haus, er ist ein ehemaliger Andrea-Breth-Assistent. Frey überzeugte den Intendanten Jossi Wieler mit seiner ersten Opernregie, Vivaldis „Farnace“ in Salzburg. Schade, dass nicht eine andere Verdi-Oper gewählt wurde: die letzte Stuttgarter „Macht des Schicksals“ ist vor sechzig Jahren herausgekommen! Die übrigen Arbeiten teilen sich der Hausherr samt dem bewährten Co-Regisseur Sergio Morabito und Andrea Moses. Die Leitende Regisseurin eröffnet und beschließt die Spielzeit. Im November kommt Glucks „Iphigénie en Aulide“ von 1774 heraus, dirigiert von Christoph Poppen, kein geringes Wagnis: der ehemalige Chef der Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern hat wenig Opernerfahrung. Im Juni gibt es Rossinis Buffa „La Cenerentola“, die musikalische Leitung übernimmt José Luis Gómez Ríos, der in Venezuela geborene Spanier hatte 2010 den Solti-Dirigentenwettbewerb in Frankfurt gewonnen.
Wieler/Morabito überarbeiten ihre Salzburger „Ariadne“ von 2001 komplett, auch Anna Vierbock entwirft eine neues Bühnenbild. Eine echte Rarität kommt im Dezember heraus, Edison Denisovs Oper „Der Schaum der Tage“ nach Boris Vians surrealem Roman wurde 1984 in Paris uraufgeführt, zweimal in Deutschland nachgespielt, das war’s. Bei beiden Produktionen steht Sylvain Cambreling am Pult, er leitet auch die konzertante Aufführung von Rachmaninows „Francesca da Rimini“.
Darf man was vermissen? Ja. zwei große Opern des 20. Jahrhunderts waren noch nie in Stuttgart zu sehen, „Peter Grimes“ und „Billy Budd“ von Benjamin Britten. Das wäre auch toller Stoff für den Chor mit seinem neuen Direktor Johannes Knecht.