„Die Pflegebibel“ nennt sich ein Onlineportal, das eine Agentur aus Schorndorf erschaffen hat. Die Mischung aus Praxistipps und neuen Trends findet bei Pflegekräften etliche Anhänger.

Schorndorf - Es ist rund ein Jahr her, da startete die Agentur Medienberater, die im Schorndorfer Röhm-Areal ihren Sitz hat, eine neue Internetplattform namens „Die Pflegebibel“. „Laufen lernen, indem man geht“, nennt Michael Sudahl die Art und Weise, in der man damals begonnen hat. Die Gründer der Agentur sind Journalisten, die als PR-Leute nun auch Pflegeanbieter beraten haben. „Wir wollten unser eigenes Magazin machen“, sagt Sudahl. Das Ziel der Seite, die nach wie vor ein Zuschussgeschäft ist, sei es, nach außen den Querschnitt der Agenturleistungen zu zeigen.

 

Man habe das Forum ursprünglich sowohl für Führungskräfte, Personal und die Angehörigen von Heimbewohnern gedacht, so Sudahl. aber gerade das Personal sei jetzt der Hauptnutzer der Seiten. „Sie haben einen Bedarf nach Selbstoptimierung und die Rahmenbedingungen optimal zu gestalten“, sagt Michael Sudahl. Spezielle Foren für Pflegekräfte habe es zuvor auch nicht gegeben – man tauschte sich bisher in verschiedenen Facebookgruppen aus.

Ein gutes Jahr später zeigt sich, dass die Internetseite nachgefragt wird. Bisher, so schildert es die Agenturberaterin Ronja Gysin, habe man Zugriffzahlen von 10 000 bis 12 000 Gästen pro Monat. Auch die Facebookseite erfreue sich etlicher Beliebtheit. Alle Beiträge sind dort lesbar und können kommentiert werden. Die Leser machen aus ihrer Seele keiner Mördergrube. Von deutlicher Kritik bis zum überschwänglichen Lob lässt sich jede Nuance finden, die es im sozialen Netz gibt.

Und es gibt etliches zu diskutieren, denn im Forum nehmen speziell die Pflegekräfte kein Blatt vor den Mund. Die Seite, die pro Woche zwischen zwei und fünf neue Beiträge veröffentlicht, zeigt unter anderem die Unterschiede des Gehalts zwischen den Altenpflegern in den verschiedenen Bundländern an. Ein Autor gibt Tipps, was man bei herausforderndem Verhalten von Demenzkranken tun kann. Aber auch die Alltagsthemen bekommen ihren Platz. Es werden Anregungen gegeben, mit welchen Gesellschaftsspielen man Heimbewohner sinnvoll beschäftigen kann. Und es finden sich Tipps, wie man Pflegetätigkeiten so ausführen kann, dass die Gesundheit geschont werden – etwa durchTechniken, bei welchen die zu Pflegenden aktiv mithelfen können – genannt Kinästhetik.

Es seien im Forum bereits kontroverse Diskussionen geführt worden, etwa ob es sinnvoll sei, Flüchtlinge in die Pflege zu integrieren. Nein, sagen die Einen, das öffne dem Lohndumping Tür und Tor und schade der Qualität. Ja, sagen die Anderen, für etliche Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten sei vor 70 Jahren der Dienstleistungsbereich ein guter Einstieg gewesen.

Die beliebtesten Artikel sind freilich praktischer Natur. Viel angesehen wurde der Bericht über ein Pflegeheim, das in allen 70 Zimmern ein rückenschonendes Pflegeliftsystem auf Schienen integriert hat. Großes Interesse finden auch die Interviews, die Pflegekräfte portraitieren. Es gebe die unterschiedlichsten Wege in den Beruf, aber ein für alle Beteiligten geltendes Reizwort: Das Helfersyndrom. „Die meisten sagen, dass der Beruf für sie eine Passion ist“, sagt Ronja Gysin.