Eigentlich wollte der VfB in den nächsten Tagen eine Asientour machen – auch zu Werbezwecken. Aber die Reise wäre zu teuer gewesen. Jetzt bleibt das Team hier.

Stuttgart - Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, hätte Fredi Bobic (40) jetzt einen Jetlag. Denn dann wäre der Manager des VfB Stuttgart mit seiner Mannschaft nach Asien geflogen, um dort in den nächsten zehn Tagen die Saison erstens mit einigen Freundschaftsspielen ausklingen zu lassen. Das zweite Motiv dieser Fernreise wäre strategischer Natur gewesen, da der VfB überlegt, ob und wie er sich auf diesem Kontinent positionieren soll.

 

Um die Türen zu öffnen, müssten zunächst Kontakte vor Ort geknüpft werden. Das wäre jetzt auch das Ziel der Stuttgarter Delegation gewesen, verbunden mit der Hoffnung, dass daraus im nächsten Schritt später einmal Sponsorengeschäfte und Partnerschaften entstehen. Weil jedoch auch Experten nicht sagen können, wie lukrativ dieser Markt letztlich überhaupt ist, hat der VfB sein Vorhaben in dieser Woche verworfen. Bobic sagt: „Die Umsetzung erwies sich als sehr schwierig“ – vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.

Denn der Abstecher hätte aller Voraussicht nach ein ziemliches Loch in die Kasse gerissen. So wäre der Club auf einem großen Teil der Kosten sitzen geblieben und hätte wohl einen Verlust im sechsstelligen Bereich verbuchen müssen. Dieses Risiko wollte der VfB nicht tragen – was nach Rücksprache mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) endgültig feststand. In deren Auftrag betreut eine Agentur den asiatischen Raum. Diese Firma kümmert sich auch um die Organisation und Abwicklung von Testspielen. Aber die Resonanz ist dabei insgesamt bei Weitem nicht so überwältigend wie das einige Vereine ursprünglich dachten. Mäßig war die Rückmeldung nun auch beim VfB. So lautet das Fazit: China, Indien, Japan oder Südkorea sind für die Bundesliga marketingtechnisch nicht das gelobte Land – zumindest noch nicht.

Dabei hat die DFL den Vereinen jetzt sogar eine finanzielle Unterstützung angeboten, wenn eine Reise nach Asien zu einem sinnvollen Zeitpunkt angetreten wird, wie es beim Ligaverband heißt. Diese Bedingung hätte der VfB erfüllt – was nichts daran ändert, dass unter dem Strich ein stattliches Minus eingefahren worden wäre.

Wesentlicher Teil des Wachstums in Asien

Dennoch weiß der VfB, dass es für die deutschen Clubs grundsätzlich wichtig ist, in Fernost präsent zu sein. Das zeigt schon ein Blick auf die Auslandsvermarktung im Fernsehbereich. Da schaffte die DFL jetzt einen Sprung, indem sie die Einnahmen von 47 Millionen Euro pro Jahr auf 72 Millionen steigerte. Ein wesentlicher Teil des Wachstums entfällt auf Asien.

Nicht so dynamisch entwickelt sich dagegen die Zusammenarbeit auf der Sponsorenebene. Dennoch will der VfB in dieser Richtung nichts unversucht lassen, zumal in Shinji Okazaki (26) und Gotoku Sakai (21) zwei Spieler aus Japan zu seinem Kader gehören. Beide sind in ihrer Heimat sehr beliebt und als Werbeträger gefragt, wodurch sich dann vielleicht auch das ein oder andere Unternehmen zwischen Tokio und Yokohama mehr für den VfB als für Vereine ohne einen Profi aus Japan interessiert. Deshalb könnte der Asientrip vielleicht im Mai 2013 nachgeholt werden.

Zusätzliche Millionensummen erwartet da in Stuttgart aber trotzdem so schnell keiner. Das ist den Erfahrungen geschuldet, die der VfB vor einiger Zeit mit den Mexikanern Pawel Pardo und Ricardo Osorio gemacht hat. Sie waren in Mittelamerika so populär wie Okazaki und Sakai gerade in Japan – was der VfB ebenfalls nutzen wollte, um über Kooperationen mit mexikanischen Konzernen neue Geldquellen zu erschließen. Das Ergebnis war ernüchternd.

Statt einer Tour in den Orient macht der VfB jetzt neben einem Auftritt in Hamburg eine Tour de Ländle mit Spielen in der Region. Der Auftakt findet am Dienstag in Schwäbisch Hall statt Zumindest von einem Jetlag dürfte Bobic dann verschont bleiben.