Mit einer Exzellenzinitiative wollte der Bund den Wissenschaftsstandort Deutschland noch stärker machen und pumpte viel Geld in ausgesuchte Universitäten. Die in Baden-Württemberg haben davon profitiert.

Stuttgat - Baden-Württemberg hat von der Exzellenzinitiative für die Hochschulen von allen Bundesländern am meisten profitiert. Seit Beginn des Programms im Jahr 2006 bis zum Jahr 2014 hat der Bund rund 610 Millionen Euro in die wissenschaftlichen Lehranstalten im Südwesten gepumpt. Das Bundesland, das den zweitgrößten Nutzen aus dem Programm gezogen hat, ist Bayern. Dorthin sind aber „nur“ rund 460 Bundes-Millionen geflossen. Insgesamt sind seit 2006 bis 2014 rund 2,3 Milliarden Euro bewilligt worden. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Derzeit läuft die zweite Förderphase, die bis 2017 dauern wird.

 

Mit der Exzellenzinitiative verfolgten Bund und Länder das Ziel, den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Die Bundesregierung argumentiert, die Exzellenzinitiative habe „in sehr erfolgreicher Art und Weise eine neue Dynamik in das deutsche Wissenschaftssystem gebracht.“ Frankreich, Japan, Kanada oder Schweden hätten sich durch das deutsche Vorbild veranlasst gesehen, vergleichbare Programme aufzulegen. Auch die OECD habe „die herausragende Stellung der deutschen Exzellenzinitiative gewürdigt.“ Die Bundesregierung kommentiert in einer Vorbemerkung zur Anfrage der Linken: „Deutschland steht jetzt auch in internationalen Hochschulrankings besser da.“

Acht Südwest-Unis kassieren

Diese hatten angemerkt, dass die Exzellenzinitiative von Anfang an skeptisch beäugt worden sei. „Kritiker befürchten eine weitere Hierarchisierung des Hochschulsystems“, bemerken die Fragesteller. Die Fördermittel seien auf eine nur sehr kleine Zahl von Hochschulen konzentriert worden, deren Finanzausstattung schon vor Inkrafttreten des Programms überdurchschnittlich gewesen sei.

Zumindest was die finanziellen Zuwendungen des Bundes im Rahmen der Exzellenzinitiative anlangt, können sich die baden-württembergischen Hochschulen nicht beklagen. Acht der neun Südwest-Universitäten fanden in irgendeiner Form Berücksichtigung in dem Programm, nur die Universität Hohenheim nicht.

Insgesamt sind 45 deutsche Universitäten in den Genuss von Exzellenz-Fördermitteln gekommen. Unter den zehn, die unter diesem Rubrum am umfänglichsten bezuschusst wurden, sind drei aus dem Land. Die Technische Hochschule Aachen ist der Rekordhalter, gefolgt von den beiden Münchener Universitäten und der Uni Heidelberg. Konstanz und Freiburg gehören ebenfalls zu den Top Ten. Karlsruhe und Tübingen zählen zu den 15 am stärksten geförderten Universitäten, sodass ein Drittel von diesen allein in Baden-Württemberg angesiedelt ist. Drei ostdeutsche Bundesländer – Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt – haben überhaupt keine Mittel bekommen.

Anstieg der Publikationen

Aus den von der Bundesregierung gelieferten Daten geht hervor, dass die baden-württembergischen Universitäten auch beim Einwerben von Drittmitteln über die Jahre sehr erfolgreich agiert haben; besonders zu den Töpfen der EU in Brüssel haben sie einen von den anderen nicht zu überbietenden Zugang.

Die Linke hat auch gefragt, ob sich die Exzellenzförderung in einem spürbaren Anstieg wissenschaftlicher Veröffentlichungen niedergeschlagen habe. Für die Antwort ist die Entwicklung in den Fächern Physik und Chemie betrachtet worden. Für andere Fächer sei ein Vergleich nicht zu leisten. Gegenüber dem Jahr 2002 habe die Publikationsfrequenz an deutschen Exzellenzuniversitäten bis 2013 um 42,8 Prozent zugelegt, im Schnitt aller deutschen Universitäten um 34,1 Prozent, über alle deutschen Hochschulen gerechnet um 24,5 Prozent. Weltweit wurden 49,2 Prozent mehr Publikationen gezählt.