Alle reden von der digitalen Verwaltung. In Stuttgart gibt es nur analoge Warteschlangen. Ursache ist auch der Würgegriff der jahrelangen Sparpolitik. Kommt jetzt die Wende?

Stuttgart - Wer im Internet einkauft oder seine Bank- und Steuerangelegenheiten regelt, dürfte sich über Warteschlangen in Bürgerbüros, der Kfz-Zulassungs- oder der Führerscheinstelle wundern. Den Antrag am Computer auszufüllen, abzuschicken und das erwünschte Dokument kurz darauf im Briefkasten zu finden – das dürfte doch kein Problem für eine Smartcity sein. Dieser Titel wurde Stuttgart wegen seiner Förderprogramme für eine digitale Verwaltung vom Land verliehen. Die Realität sieht anders aus: Formulare sind online abrufbar, allerdings druckt sie der Behördenmitarbeiter aus und archiviert den Vorgang zwischen Aktendeckeln. Dabei sollte es das Ziel sein, den Vorgang von der Beantragung über die Bearbeitung bis zur Archivierung am Computer zu erledigen. Erst kürzlich rief aber Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer (CDU) im Gemeinderat ungläubiges Staunen hervor, als er auf die Frage, wie viele neue Stellen noch nicht besetzt seien, antwortete, das sei nicht per Kopfdruck zu ermitteln, man müsste erst die Strichlisten aller Ämter zusammenführen. Das Friedhofsamt wiederum speichert Daten noch auf USB-Sticks, um sie dann per Post zu verschicken.