Digitalisierung der Grundschulen im Kreis Esslingen Erstklässler erhalten Tablets
An den Grundschulen in Esslingen und Baltmannsweiler kommen webbasierte Förderprogramme fürs Lesenlernen genauso zum Einsatz wie Lern-Apps für Deutsch und Mathematik.
An den Grundschulen in Esslingen und Baltmannsweiler kommen webbasierte Förderprogramme fürs Lesenlernen genauso zum Einsatz wie Lern-Apps für Deutsch und Mathematik.
Die Digitalisierung der Grundschulen schreitet voran. Immer mehr Klassen im Kreis Esslingen werden mit Tablets ausgestattet. In Baltmannsweiler erhalten jetzt erstmals auch die Erst- und Zweitklässler so einen digitalen Alleskönner. Dafür hat der Gemeinderat unlängst 30 000 Euro bewilligt. In Esslingen wurden die Grundschulen im Zuge des landesweiten „Digitalpakt Schule-Sofortausstattungsprogramms“ mit über 900 Tablets und WLAN im Wert von 2,25 Millionen Euro ausgestattet.
Allein mit der Anschaffung ist es aber nicht getan, daran erinnert die Baltmannsweiler Kämmerin Silke Steiner. So konnten zwar die ersten Tablets für die Klassen drei und vier über den Digitalpakt finanzieren. Alle weiteren Tablets für die Jüngsten, Ersatz für defekte Geräte, Wartung und die Geräte für die Lehrerinnen und Lehrer, die ja nicht zum Personal der Gemeinde gehören, müsse trotzdem die Kommune als Schulträger finanzieren. Das sei nur ein Beispiel von vielen, wie Bund und Land eine von ihnen geforderte Infrastruktur zwar im Anschub finanzierten, aber anschließend die Kosten und geforderten Aufgaben an die Kommunen delegierten.
Die Schule begrüßt ihrerseits die Anschaffung weiterer 85 Tablets. Damit erhöht sich die Zahl auf 245 Geräte. Der Rektor Friedemann Warth spricht von einem „besonders großen Schritt auf dem Weg zur Umsetzung unseres 2022 beschlossenen Medienentwicklungsplans“. Die Konzeption habe von Anfang an auf eine flexible, mobile Anwendung digitaler Medien gesetzt. Dabei reiche das Tablet in Kombination mit WLAN, mit Visualisierung über Beamer und Leinwand sowie Audiovermittlung über Boxen im Klassenraum beziehungsweise Kopfhörer für die Vermittlung von Medienkompetenz für Schulkinder völlig aus.
Die Tablets eignen sich schon für die Erst- und Zweitklässler in den Phasen selbstorganisierten Lernens für differenzierte Übungen mit dem Leseförderprogramm Antolin und der Anton-App, wie Friedemann Warth erklärt. Bei den Größeren in der dritten und vierten Klasse werde das Tablet für Evaluation und Qualitätssicherung eingesetzt. Dazu zählt der Rektor beispielsweise Umfragen über die Webseite minnit-bw.de und Wissenstandsüberprüfungen mittels Quop in Deutsch und Mathematik.
Praktisch sei auch die Notizbuchfunktion der digitalen Geräte, wenn Kinder damit Rechenwege darstellten oder Beispiele dokumentierten. Außerdem helfe das Tablet bei der Recherche für Projekte und Präsentationen. Und eine große Hilfe sei auch die Fotofunktion. So suchen und fotografieren die Zweitklässler nach Warths Worten im Mathematikunterricht Einmaleinsdarstellungen im Klassenraum und Schulgelände. Und man dürfe auch nicht vergessen, dass das Tablet für die Lehrkräfte der Kinder, für die Deutsch die Zweitsprache ist, wichtige Übersetzungsdienste leiste. Auf die Frage nach der Bedeutung der Kreidetafel erklärt Warth, diese erfülle nach wie vor ihren Zweck im Unterrichtsalltag und sei auch im Blick auf Ökologie und Nachhaltigkeit ein nicht zu unterschätzendes Arbeitsmittel der Grundschule. Digitale Tafeln und Smartboards seien wegen der örtlichen Situation, in der noch unklar ist, ob es eine Generalsanierung der Gebäude oder einen Neubau geben wird, „von Anfang an nicht zielführend“.
In Esslingen wurden die rund 3000 Schülerinnen und Schüler an den Grundschulen über den besagten Digitalpakt Schule mit rund 900 Tablets ausgestattet, die mittlerweile integraler Bestandteil der pädagogischen Medienausstattung sind, wie Bernd Berroth erklärt. Kostenpunkt: 2,25 Millionen Euro, von denen 1,83 Millionen Fördermittel waren. Der Leiter des Amts für Bildung, Erziehung und Betreuung ergänzt, dass die Kommune auch die Lehrkräfte mit Tablets ausgestattet hat. Wie die Geräte im Unterricht eingesetzt würden, obliege der Einschätzung der Lehrkräfte.
Außerdem habe die Stadt Esslingen die baulichen Voraussetzungen für WLAN geschaffen. Laut Berroth verfügen fast alle Schulgebäude über eine strukturierte Verkabelung sowie flächendeckendes WLAN. Die letzte noch ausstehende Schule werde im März vollständig ausgestattet sein. Zudem verfügten alle Esslinger Schulen über einen Flachbildschirm oder Beamer, Medientisch oder Medienpult und gegebenenfalls über Dokumentenkameras oder Tablethalterungen. Hinzu kommen technische Angebote wie Apple TV oder andere drahtlose Präsentationssysteme.
Im Zuge der Umsetzung des Medienentwicklungsplans 3.0 habe die Stadt Esslingen das Konzept der Smartboards zugunsten einer flexibleren Lösung mit Tablets aufgegeben. Dies ermögliche Lehrkräften eine dynamischere Unterrichtsgestaltung, ohne die Notwendigkeit, der Klasse den Rücken zuzuwenden. Der Einsatz von Smartboards sei daher eingestellt worden. Die aktuelle Medientechnik umfasse Flachbildschirme mit der Option, Whiteboardflügel oder Kreidetafeln mit Beamerprojektionsfläche zu nutzen.
Bund
Im Rahmen des Programms DigitalPakt Schule stellt die Bundesregierung in den Jahren 2019 bis 2024 Finanzhilfen für alle Schularten in Höhe von fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Auf Baden-Württemberg entfallen während der Laufzeit von fünf Jahren rund 65 Millionen. Euro.
Land
Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und den damit verbundenen zeitweisen Schulschließungen stockte das Land Baden-Württemberg dieses Programm auf und verdoppelte den Betrag auf 130 Millionen Euro. Davon sollten vor allem auch Kinder von Familien profitieren, die während des Fernunterrichts keinen Zugang zu privaten digitalen Endgeräten hatten.
Fortsetzung Im März 2023 hat das Land außerdem das Innovationsprogramm „Digitale Schule“ aufgelegt. Damit sollen bis 2026 insgesamt 16 Millionen Euro investiert werden in die Bereiche Infrastruktur und Ausstattung der Schulen, Aus-, Fort- und Weiterbildung, Lernen und Lehren sowie Prozesse und Organisation.