Lachende Mäuse, niedliche Zwerge und leuchtende Farben – das bringen die Zuschauer mit Disney in Verbindung. Doch die bunte Welt hat einmal schwarz-weiß angefangen, und es war nicht immer alles harmonisch.

Freizeit und Unterhaltung: Dominika Bulwicka-Walz (dbw)

Mit 18 Jahren hatte ein gewisser Walter Elias Disney, der Welt heute besser bekannt als Walt Disney, seinen ersten Job. In der Kansas City Film Ad and Co durfte er Figuren zeichnen, alle beweglichen Gliedmaßen ausschneiden und an die Figur pinnen, fotografieren, leicht bewegen, fotografieren und so weiter. Das mache er so oft, bis eine Art Film daraus entstanden war. Vielleicht nicht der aufregendste Job, aber so bekam der junge Walter die Gelegenheit zu experimentieren, wie sich Figuren bewegen. Und sicherlich hat ihm diese Aufgabe auch die Grundlagen für seine späteren Zeichentrickfilme mitgegeben, von denen zahlreiche zu Kassenschlagern und Megahits avancierten.

 

Vertrag ist Gründungstag

Doch auch ein Walt Disney begann klein und bescheiden. Jahre bevor Micky und Donald die Filmbühne betraten hatte Walt Disney 1921 seine erste Firma gegründet. Die Laugh- O-Gram Films waren ein kleines Studio, in dem er die „Alice Filme“ produzierte. Das Datum, an dem er den ersten Vertrag mit dem Filmverleiher unterzeichnete, gilt heute als der Gründungstag der Disney Company: 16. Oktober 1923.

Alice Kurzfilme

Die „Alice Kurzfilme“ waren eine Mischung aus echten Filmaufnahmen und Zeichentrickbildern. Um genau zu sein, spielten die damals fünfjährige Virginia Davis, später die Schauspielerin Margie Gay, darin das Mädchen Alice.

Das Alice-Team in einer Aufnahme von ca. 1927: (v.l.n.r.) Hamilton, Roy O. Disney, Hugh Harman, Walt Disney, Margie Gay, Rudolph Ising, Ub Iwerks, Walt Disney. Foto: imago/Mary Evans Picture Library

Alice erlebte vier Jahre lang in mehr als zehn Filmen allerlei Abenteuer.

Der lustige Hase Oswald

1927 entscheidet sich Disney, einen Schritt weiter zu gehen. „Oswald der lustige Hase“ erscheint. Oswald ist ein Schwarz-weiß-Zeichentrickfilm, in dem einem langohrigen Hasen in weißen Hosen allerlei Missgeschicke passieren.

Tiefschlag für Disney: Nach 26 Filmen verliert Disney die Rechte an der Figur und arbeitet nicht weiter an der Reihe. Er braucht Ersatz.

Erster Zeichentrickfilm mit Ton

Nachdem Disney die Rechte an „Oswald“ verloren hatte, soll ihm auf einer Zugfahrt die Idee für eine lustige Maus gekommen sein. Disney und sein Chef-Zeichner Ub Iwerks, arbeiten an der „Maus“, die deutlich die Züge Oswalds trägt. Allerdings gestaltet sich der Verkauf schwierig.

Bis, ja bis, Disney wieder eine Idee hat: 1928 versieht er seinen Cartoon „Steamboat Willie“ mit Ton. Eine Sensation.

Eigentlich wollte Disney die lustige Maus Mortimer nennen. Doch seine Frau riet ihm davon ab. Sie fand den Namen zu angeberisch.

Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge

Als Disney auf die Idee kommt, einen Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge zu produzieren, wird er zunächst belächelt. Erfolg wird dem Film kaum zugetraut. Doch Disney hält am Film fest. „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937) wird ein bombastischer Erfolg. Als Vorbild für die Figur der Königstochter dient die bezaubernde Tänzerin Marge Champion.

Marge Champion war das Vorbild für Disneys Schneewittchen. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Foto: imago/Mary Evans Picture Library

Disneys Zeichner studierten ihre Bewegungen, um Schneewittchen möglichst authentische Züge zu verleihen.

Die sieben Zwerge gehören vielleicht zu den niedlichsten Figuren der Zeichentrickfilm-Geschichte. Ihre individuellen Gesichtszüge, die großen Nasen und treuseligen Blicke lassen Schneewittchen streckenweise fast zur Nebenfigur werden. Fun Fact: Der Film wurde mit einem Oscar ausgezeichnet (und von der damals noch kleinen Shirley Temple überreicht), einem „richtigen“ und sieben kleinen „Zwergen“-Oscars.

Streik in der Maus-Fabrik

Nach dem überwältigenden Erfolg von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ rumort es 1941 gewaltig in der Maus-Fabrik, wie Mitarbeiter das Studio nannten. Disney investiert in ein neues Studio und seine beiden neuen Filme „Pinocchio“ (1940) und „Fantasia“ (Ende 1940) können keinesfalls an den Erfolg von Schneewittchen anknüpfen. Da in Europa der Zweite Weltkrieg tobt, fällt der europäische Markt weg.

Am 29. Mai 1941 gehen Hunderte von Disneys Zeichnern in den Streik. Sie fordern eine bessere und gerechtere Bezahlung.

Eine Mitarbeiterin der Abteilung „Ink and Paint“ malt eine Zeichnung aus Alice im Wunderland farblich aus. Foto: imago/Courtesy Everett Collection

Fünf Wochen lang legen sie ihre Arbeit nieder. Am Ende einigt man sich unter anderem auf gleiche Löhne für die künstlerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bezahlte Urlaubstage.

Heile Welt wackelt

Disneys heile Filmwelt erfährt auch Kritik. In Schneewittchen entwickelt sich die Königstochter zur Haushälterin der Zwerge, die alles stehen und liegen lassen.

Schneewittchen schmeißt den Zwergen den Haushalt. Foto: imago/Mary Evans Picture Library

„Kimba, der weiße Löwe“ des legendären Manga-Zeichners Ozamu Tezuka wird als die Vorlage des „König der Löwen“ gesehen. Disney hatte die Plagiatsvorwürfe stets bestritten.

Der Film „Onkel Remus‘ Wunderland“ (1946) wird bereits kurz nach der Veröffentlichung kritisiert. Der Vorwurf: Die Sklaverei werde verherrlicht. Schwarze werden naiv, träge, abergläubisch dargestellt und sinnieren von der guten alten Zeit, in der noch alles besser war. Der Film wird heute weder ausgestrahlt noch taucht er bei Disney+ auf.

Erste LGBTQ-Figur

Die allererste LGBTQ-Figur in Disneys Filmen war LeFou. Der herzliche Kerzenleuchter im Film „Die Schöne und das Biest“ (2017) löste heftige Diskussionen aus. In Malaysia stand die Ausstrahlung sogar auf der Kippe, als der Disney-Konzern sich weigerte, eine zweideutige Szene herauszuschneiden.

Gigantischer Erfolg

Heute zählt der Konzern zu den bekanntesten Unternehmen der Welt. Der Name wird weltweit von vielen Menschen mit Zeichentrickfiguren und Unterhaltung in Zusammenhang gebracht, und Disneys „Unterschrift“ ist ein Erkennungszeichen.

In den Disney Studios entstanden nicht nur Zeichentrickfilme, sondern auch Realfilme.

Zu den ersten langen Dokumentarfilmen zählte beispielsweise „Die Wüste lebt“ (1953), eine einstündige Dokumentation. „Mary Poppins“ (1964) ist ein bis heute beliebter Kinderklassiker. 2019 kam eine Neuverfilmung von „Dumbo“ als Spielfilm in die Kinos und Disneys großer Zeichentrickerfolg von 1989 „Arielle“ ist seit 2023 auch als Realfilm zu sehen. Zum 100. Geburtstag veröffentlicht Disney+ den Film, mit dem alles begann: „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ in einer restaurierten Version.

Walt Disney gehörte zu den erfolgreichsten Hollywood Größen. Foto: imago//imago-images.de

Am 15. Dezember 1966 starb Walt Disney im Alter von nur 65 Jahren an Lungenkrebs. In seinen späteren Jahren war er Kettenraucher gewesen. Eine Tatsache, die der Spielfilm „Saving Mr. Banks“ (2013), mit Tom Hanks als Hauptdarsteller, unter den Tisch fallen lässt. In dem Film geht es um Disneys Verhandlungen mit der Autorin P. L. Travers um die Rechte an „Mary Poppins“.