Für den Grusel im Maislabyrinth legen sich 30 Ehrenamtliche ins Zeug. Allerdings wird der Ansturm den Organisatoren selbst wohl etwas unheimlich.

Ditzingen - Der widerliche Latexwurm auf der Wange ist ihr Markenzeichen. Melanie Herkt ist gerüstet: Mit Fleischerhaken und mit in einstündiger Anstrengung erschreckend authentisch geschminktem, blutigem Gesicht wartet sie am Freitagabend im Maisdickicht am Ditzinger Acker auf die ersten Besucher, denen sie einen Schrei entlocken will. Doch einer aus der jugendlichen Clique macht ihr einen Strich durch die Rechnung – dreht sich schnell um, ruft mit einem raschen Händewedeln einmal „Buh“ in Richtung seiner Kumpels, die zusammenfahren. „Bist du blöd, Mann?!“, schimpft einer.

 

Dass der simple Buh-Effekt funktioniert, auch wenn Leuten gerade in den dunklen Gängen hoher, raschelnder Pflanzen von einer Reihe angeblich Entstellter systematisch Angst eingejagt wurde, kann Noel Ebhart nicht mehr verblüffen. Der 25-jährige Initiator, der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Freizeitmanagement studiert und gerade ein Praktikum im Europa-Park macht, veranstaltet den lustigen Staudengrusel zum sechsten Mal: „Aber als ich heute morgen verschlafen die Treppe runterkam und meine Freundin überraschenderweise schon auf dem Sofa saß, bin ich total erschrocken.“

Angefangen hat alles mit ein paar Dutzend Besuchern; im Jahr darauf kamen schon 300. Mittlerweile kommen so viele, dass Ebhart die genaue Zahl lieber für sich behält. Die langen Schlangen an den Kassen, die Profi-Einweiser an den Parkplätzen und die eigens engagierte Security, die schwarz gekleidet gegen den Strom ihre Runden übers Feld dreht, sprechen jedoch dafür, dass das Event alles andere als ein kleiner Horrorladen ist. Deshalb sei es aber für die Ausrichter, den Verein Maismaze, noch lange kein großer Gewinn, wie der gebürtige Leonberger Ebhart betont: „Wir kommen gerade so mit null raus.“ Der Eintritt von sechs Euro sei wirklich sehr knapp kalkuliert.

Denn trotz Dutzender Ehrenamtlicher, die auf eigene Kosten anreisen und sich sogar selbst schminken, ist der Aufwand enorm. Für Licht und Ton in der multimedial ausgestatteten „Villa“ zum Beispiel, wo hinter Duschvorhängen beängstigend laut die Zeit tickt, braucht es eine eigene Anlage. Die Nebelmaschinen, der Scheinwerferturm: immer wieder muss etwas repariert oder ausgetauscht werden. Einiges wird sogar mutwillig zerstört. Mit dem Ansturm habe man auch zunehmend gegen Vandalismus zu kämpfen, sagt Ebhart, der klingt, als sei ihm der Zuspruch manchmal etwas unheimlich. So liegt kurz nach dem Start bereits die Dekoration des Metzgermeisters – blutige, baumelnde Säcke – auf dem Boden. Ein Versehen? „Das glaube ich nicht“, sagt Ebhart. Die Security sei auch zum Wohl der Erschrecker eingesetzt, die in der Dunkelheit sogar schon von Besuchern begrapscht wurden.

Die Erschrecker lassen sich davon offenbar nicht abschrecken. Darum soll das erfolgreiche Maismaze im kommenden Jahr laut den Veranstaltern auf jeden Fall wieder stattfinden. An ehrenamtlichem Engagement mangelt es wohl auch nicht. Beim diesjährigen Casting inklusive Testerschrecken zeigte sich jedenfalls ein junger Markgröninger so talentiert, dass er bei seiner Premiere die Rolle eines Kettensägenmörders übernehmen durfte. Zum vierten Mal ist die Münchnerin Melanie Herkt dabei, die selbst nicht weiß, woher sie die Fantasie für ihre schaurige Bemalung nimmt: „Ich schaue keine Horrorfilme.“