Die geplante Moschee in Ditzingen polarisiert wie selten ein Thema.

Man stelle sich vor, der Muezzin ruft auf schwäbisch zum Gebet. Der Ingenieur von Trumpf in Ditzingen geht zum Beten in die nahe Moschee. Und der Vorstand des islamischen Kulturvereins wünscht sich einen in Deutschland ausgebildeten Imam, der auch Deutsch und Englisch predigt.

 

Die Idee vom Schwäbisch schwätzenden Muezzin sorgte bei der Bürgerversammlung zum geplanten Moscheebau in Ditzingen ob ihrer Unvorstellbarkeit für Heiterkeit der Gedanke vom mehrsprachigen Muslim für Überraschung. Schließlich ist kaum bekannt, dass jene Syrer, die in der Flüchtlingskrise 2015 in der Ditzinger Moschee eine Heimat im Glauben fanden, nach wie vor dort beten. Und auch der muslimische Ingenieur ist schon lange Realität.

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Der geplante Moschee-Ersatzbau ist in Ditzingen ein Stadtgespräch. Die Verwaltung nahm dies zu Wochenbeginn zum Anlass für eine der raren Bürgerversammlungen. Etliche Ditzinger kamen, um sich zu informieren, Kritik zu üben und von Vertretern der muslimischen Gemeinde für eine nichtbegründete Oppositionshaltung kritisiert zu werden.

Letztlich müsse man einen Kompromiss finden, sagte der parteilose Oberbürgermeister Michael Makurath an die Stadtgesellschaft gewandt: Die einen werden auf den Gebetsruf des Muezzins verzichten, die anderen den Bau einer Moschee mit Minarett respektieren müssen. Und alle werden damit zu leben haben, dass sich das Gesicht der Stadt am Ortseingang wandelt, nicht nur wegen der Moschee mit Minarett.

Zur Eindämmung des Verkehrschaos wird die Straße zur Autobahn verbreitert. Das Land baut ein Logistikzentrum, das höher wird, als alles, was heute dort steht. Der gefragte Wirtschaftsstandort Ditzingen wird sich verändern, mit den Anforderungen der Wirtschaft, die zum Wohlstand in der Stadt beiträgt.

Ein erster Schritt wäre hilfreich

Man muss den großen Wandel in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, der sich in letzter Konsequenz auch in der Stadtgesellschaft vollzieht, nicht gutheißen. Aber es wäre viel gewonnen, blieben höhnische Kommentare, wie sie bei der Bürgerversammlung vereinzelt zu hören waren, fortan aus – zugunsten eines ernsthaften Willens zu Austausch und Auseinandersetzung mit dem Fremden in der eigenen Nachbarschaft.