Jean-Christoph Ritter alias DJ Schowi ist Halb-Franzose, reist der deutschen Mannschaft in Brasilien hinterher und hält vor dem Viertelfinale in Rio zu Deutschland – aus gutem Grund.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Manchmal scheint der Schöpfer Talent und Glück einfach ungerecht zu verteilen. Jean-Christoph Ritter, in der deutschen Popkultur besser bekannt als DJ Schowi, hat von allem ein bisschen mehr abbekommen als andere. Einst legte Ritter mit der Stuttgarter Hip-Hop-Band Massive Töne eines der bis heute besten Deutschrap-Alben („Kopfnicker“) vor. Heute legt er als DJ in Berlin, Paris und München auf – wenn er nicht gerade wie derzeit der deutschen Nationalmannschaft durch Brasilien hinterherreist.

 

Auf Facebook postet er Bilder aus dem WM-Land, die einen Hauch von gepflegtem Jetset in die alte Heimat tragen. Ritter ist Halbfranzose, vor dem WM-Viertelfinale Deutschland gegen Frankreich am Freitag Abend schlagen zwei Herzen in seiner Brust: Wem drückt er am Ende vor Ort die Daumen? Kontaktaufnahme über „What’s-App“, nach wenigen Sekunden flattert eine brasilianische Hotelnummer via Chat aufs Handy. Ein hörbar aufgeräumter Ritter plaudert anschließend entspannt im Hotelzimmer am Telefon: „Ich bin für die Gesamtstimmung in Brasilien zuständig“, sagt er lachend.

2007 legte Schowi in Rio in einer Favela auf

Der Künstler war 2007 zum ersten Mal in Rio. Damals legte er unter Vermittlung des Exil-Stuttgarters Bernhard Hendrik Hermann Weber Ramos de Lacerda alias MC Gringo, einem seit zwölf Jahren in Brasilien lebenden Funk-MC und Radiojournalisten, in einer Favela auf. „Berni werde ich auch jetzt in Rio wieder treffen, der ist ja mit seinem Fußballsong ,Deutscher Fußball ist geil‘ in Brasilien derzeit in aller Munde“, so Ritter. Bei seinem ersten Brasilienbesuch konnte er einige Kontakte in die Kunst- und Kulturszene Rios knöpfen. „Erst am Sonntag habe ich in Rio in einem temporären Designhotel mit Blick über die Stadt aufgelegt“, erzählt Ritter. „Nach dem Viertelfinale gegen Frankreich habe ich wieder einen Auftritt in Rio.“

In erster Linie ist Schowi aber als Fußballtourist in Brasilien unterwegs: „Ich habe mir ein Follow-your-Team-Ticket gekauft und reise mit einem alten Schulfreund aus Stuttgart von Spielort zu Spielort.“ Abseits der Spiele ist Ritter nicht der Typ Fan, der mit einem schwarz-rot-goldenen Plastik-Bierkrug auf dem Kopf durch die Straßen zieht. „Wir versuchen abseits der Touristenpfade zu wandeln, und hin und wieder spiele ich den einen oder anderen DJ-Gig.“

Schowi hofft auf einen DFB-Sieg und einen Bierhoff-Anruf

Muss man in Rio eigentlich anders auflegen? „Nein, der Geschmack ist mittlerweile globalisiert, die wollen hier das Gleiche hören wie die Hipster in Paris oder Berlin“, erklärt Ritter. In Berlin hatte er in diesem Jahr übrigens zwei außergewöhnliche DJ-Jobs: Schowi spielte sowohl auf dem privaten Feier von Bastian Schweinsteiger als auch auf der Meisterfeier der Bayern. Und für wen schlägt nun sein Herz bei der heutigen Begegnung? „Vom Gefühl her bin ich für beide gleichermaßen, perspektivisch ist es für mich aber besser, wenn Deutschland gewinnt – ich habe ja schon alle DFB-Tickets bis zum Finale.“ Und wer weiß: vielleicht klingelt dann Jean-Christoph Ritters Handy schon wieder – Oliver Bierhoff ist angeblich auf der Suche nach einem weltmeisterlichen Kabinen-DJ.

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