Was kritisieren Sie noch?
Künftig wird, um die Zukunftsfähigkeit einer Sportart zu ermitteln, ein Potenzialanalysesystem eingesetzt. Einige der 20 Haupt- und 59 Nebenattribute, nach denen bewertet wird, sind für mich nicht nachvollziehbar.
Zum Beispiel?
Positives Merkmal für die Perspektive soll sein, dass eine Sportart einen Verbandsvertreter in einem internationalen Gremium sitzen hat.
Was spricht dagegen?
Dass kein Sprinter schneller wird, nur weil sein Präsident Funktionär auf internationaler Bühne ist. Und dass es außer Acht lässt, unter welch ethisch und politisch fragwürdigen Kriterien derartige Gremien hin und wieder besetzt werden.
2015 wurden Sie nicht ins Council des Leichtathletik-Weltverbandes gewählt – sprechen Sie aus Erfahrung?
So könnte man es ausdrücken. Und ich stelle mir bei dem Potenzialanalysesystem – bei allem Verständnis für das Bemühen um eine objektivierte und transparente Förderung – schon auch die grundsätzliche Frage, ob es möglich ist, die Unvorhersehbarkeit des Sports mathematisch zu berechnen. Dann bräuchte es ja keinen Wettkampf mehr, keine Duelle David gegen Goliath, die ja gerade den Reiz des Sports ausmachen. Das ist sicherlich eine extrem schwierige Gratwanderung.