Sie haben als Oberbürgermeister von Bietigheim-Bissingen einen vollen Terminkalender. Wie schaffen Sie es, nun auch noch den Job des DLV-Präsidenten zu erledigen?
In den ersten zwei Wochen hat es gut geklappt.
Und in Zukunft? Clemens Prokop hatte allein 2017 an 140 Tagen Leichtathletik-Termine, plus 88 Flüge. Das ist für Sie unmöglich. Was werden Sie anders machen?
Ich kenne diese Auflistung von Clemens Prokop. Da taucht zum Beispiel auch ein Vortrag in Indien über das Anti-Doping-Gesetz auf. Solche Dinge kann ich natürlich nicht tun. Ich werde Schwerpunkte setzen. Zunächst ist mir wichtig, dass die EM gut läuft.
Es bleiben trotzdem genügend Termine übrig.
Viele sind am Wochenende, das lässt sich mit meinem Job als OB ganz gut vereinbaren – zumal es sowohl bei der Stadt als auch beim DLV Stellvertreter gibt, die ich sehr gut einbinden kann. Und eines kann ich versprechen: Ich werde zumindest bei allen wichtigen Veranstaltungen, egal ob in der Kommunalpolitik oder der Leichtathletik, höchstpersönlich präsent sein.
Bei wie vielen Leichtathletik-Wettbewerben waren Sie in diesem Jahr?
Ich habe mich ganz bewusst zurückgehalten. Als Kandidat sollte man nicht bei jeder Veranstaltung rumgockeln, sondern lieber die gebotene Distanz einhalten. Deshalb habe ich mir zum Beispiel die DM oder das Meeting in Zürich verkniffen, wo ich in der Vergangenheit regelmäßig zu Gast war. Und es ist auch nicht sinnvoll, noch ohne Amt und Mandat bei einer WM herumzulaufen. Das tut man nicht. Ab 2018 wird sich das ändern.
Sie haben im Sommer Ihren Führerschein verloren, weil Sie mit 1,1 Promille am Steuer saßen. Andererseits fordern Sie nun von Athleten saubere und drogenfreie Höchstleistungen. Wie viel Glaubwürdigkeit hat Sie diese Trunkenheitsfahrt gekostet?
Das müssen andere beurteilen. Ich bin mit dem Thema relativ offen umgegangen, mir tut leid, was damals vorgefallen ist. Einerseits werde ich alles dafür tun, dass mir so etwas nicht wieder passiert, und andererseits denke ich, dass jeder eine zweite Chance verdient hat.
Belastet dieser Vorfall Ihre neue Aufgabe?
Den Eindruck habe ich nicht, das zeigt mir auch die positive Resonanz, die ich von vielen Athleten erhalten habe.