In der Schulpolitik ist gerade vieles im Wandel. Doro Moritz hat als GEW-Vorsitzende zu den Entwicklungen eine klare Meinung.

 
Frau Moritz, die schwarz-grüne Regierung hat beschlossen, dass die Grundschulempfehlung, also auf welche weiterführende Schule ein Viertklässler gehen sollte, beim Schulwechsel wieder vorgelegt werden muss. Was halten Sie davon?
Ich finde das sehr bedenklich. Wir haben immer ausdrücklich befürwortet, dass die Grundschulempfehlung abgeschafft wird, weil sie nur bedingt etwas aussagt. Man sieht ihr zum Beispiel nicht an, wo die Stärken eines Kindes liegen. Es ist nur ein Sortierinstrument, das viel zu hoch gehandelt wird.
Zwei Themen, die auch im Altkreis hochaktuell sind, sind das achtjährige Gymnasium – Rutesheim hat als einziges noch G 9 – und die steigende Beliebtheit von Gemeinschaftsschulen. Wie stehen Sie zu beiden Themen?
Ich befürworte Gemeinschaftsschulen. Deutschland ist das einzige Land, das seine Kinder schon ab Klasse vier „sortiert“. Dabei geht es nicht darum, dass die Schüler alle gleichgemacht werden, sondern darum, jedes Kind individuell und bestmöglich zu fördern. Und wir haben immer gesagt, wir stehen zu G 8. Aber es muss weiterentwickelt werden. G 9 halte ich für sinnvoll für berufliche Gymnasien oder für die Oberstufe an Gemeinschaftsschulen.
Viele Schulen fühlen sich allein gelassen, was die Unterstützung und Förderung vom Land angeht. Sehen Sie das ähnlich?

Im Vergleich gibt Deutschland weniger als der Durchschnitt für Bildung aus, das ist ein großes Problem. Es wird immer mehr von Schulen gefordert, aber es braucht Zeit und Geld, um zum Beispiel Ganztagsangebote auszubauen. Auch die Arbeitsbedingungen für Lehrer werden immer schlechter, das Arbeitspensum steigt stetig. Dass das Land jetzt so viele Lehrerstellen streicht, obwohl die Schülerzahlen wieder nach oben gehen, das geht nicht. Es kann nicht sein, dass hier einfach nur versucht wird, den Betrieb am Laufen zu halten.