Wird es eine legale Strecke für Downhillfahrer im Wald zwischen Degerloch und Stuttgart-Süd geben? Die Kritiker fühlen sich übergangen.

Die Diskussion um die Realisierung einer legalen Strecke für Downhillfahrer im Wald zwischen den Stuttgarter Stadtbezirken Degerloch und Süd ist in Fahrt gekommen. CDU und Grüne haben die Vorteile einer solchen Strecke in Anträgen hervorgehoben, auch die anderen Fraktionen können sich den Bau einer solchen Strecke unter gewissen Bedingungen gut vorstellen. Am Mittwoch treffen sich Stadträte, Fahrer und Vertreter städtischer Ämter zu einer Begehung.

 

Gegner der Planungen, vor allem die Anwohner der Siedlung Eiernest zwischen Marienhospital und Karl-Kloß-Straße, beobachten das mit Skepsis. Sie fühlen sich übergangen. Rund 1000 Unterschriften hatten Susanne Heydenreich, die Intendantin des Theaters der Altstadt, und ihre Nachbarn im Eiernest vor vier Jahren gesammelt, als damals Forderungen nach einer ausgewiesenen Strecke laut geworden waren. Der Gemeinderat legte damals – auch beeindruckt vom energischen Gegenwind – die Planungen zu den Akten. Die Mehrheit der Politiker war der Meinung gewesen, bei der Trendsportart handle es sich um eine kurzfristige Laune der Jugend – und irrte.

400 bis 600 Fahrer auf 15 illegalen Strecken

Die Aktivitäten der 400 bis 600 Fahrer, die sich derzeit auf etwa 15 illegalen Strecken in Stuttgart austoben – wobei es häufiger zu Konflikten und manchmal zu Unfällen mit Spaziergängern kommt –, sollen daher auf eine legale Strecke kanalisiert werden. Bei Grünen und Freien Wählern, die schon 2007 für die Realisierung geworben hatten, findet das Zustimmung. „Wir sollten schnellstmöglich eine gute Lösung finden“, sagt auch Bernd Klingler, der Fraktionssprecher der FDP. Etwas zurückhaltender, tendenziell aber aufgeschlossen, geben sich die Mitglieder der anderen Fraktionen. Voraussetzung sei, dass der Wald als Naherholungsfläche nicht leide.

Genau das aber hält Susanne Heydenreich für eine Illusion. Die energische Gegnerin von einst glaubt nicht, dass es gelingen kann, den Sport zu kanalisieren, nennt das „ein Nasenwasser“. Der Eindruck, im Gemeinderat sei die Entscheidung über die Strecke längst gefallen, ohne dass die Anwohner eingebunden worden sind, löst zusätzlich Verstimmung aus. „Uns wird ein Stück des Waldes weggenommen. Ich bin enttäuscht darüber, wie man mit uns umgeht“, sagt Heydenreich und spricht von einem „Stuttgart 21 des Heslacher Waldes“. Ob sie sich erneut in vorderster Front wehren werde, weiß sie noch nicht. Vor vier Jahren habe sie starke Anfeindungen erfahren. Heydenreich ist aber sicher: es werde sich wieder eine Gruppe bilden, die gegen die Pläne protestieren wird.

Downhillfahrer wollen Kritiker einladen

Damit rechnen auch die Downhillfahrer, die das Thema Anfang des Jahres mit Unterstützung des Jugendrats wieder auf die Tagesordnung gebracht und sich anschließend in einer Arbeitsgruppe formiert haben. „Wir wollen am 15. Juli ein Treffen im Jugendhaus Degerloch machen, zu dem wir die Anwohner einladen werden“, sagt Andreas Stahl, der die Gruppe organisatorisch unterstützt. Er betont, dass man eine Lösung suche, die allen gerecht wird. So soll die Strecke nicht – wie 2007 kritisiert – mitten im Wohngebiet, unweit des Krankenhauses und eines Kindergartens enden, sondern nahe der Karl-Kloß-Straße. „Wir wollen uns an die Spielregeln halten“, sagt Stahl.

Dass die Gruppe bisher noch nicht auf die Anwohner zugegangen ist, begründet er mit „verwaltungstechnischen Gründen“. Zu einem Treffen mit Susanne Heydenreich ist es in den vergangenen Tagen trotzdem bereits gekommen. Die Gesprächsatmosphäre und das Auftreten der Downhiller seien sehr positiv gewesen, berichtete Heydenreich danach und blieb doch nachdenklich. Wie sie befürchten einige, dass die Strecke zum Anziehungspunkt werden könnte – und somit schwer kontrollierbar.

Information über die Arbeitsgruppe unter www.downhill-stuttgart.de