Brigitte Ott-Göbel doziert derzeit an einer Uni in China. Ihre Erlebnisse hält sie in einem Blog fest.

Lederberg/ Taiyuan - Damit der Rücken vom vielen Stehen nicht schmerzt und der Geist entspannen kann, gehe ich zum Yoga-Unterricht. Der findet natürlich auf Chinesisch statt. Das ist aber nicht weiter problematisch, denn „om“ heißt auf Chinesisch auch „om“.

 

Brigitte Ott-Göbel aus Lederberg ist seit dem 2. Mai im nordchinesischen Taiyuan. Nicht jedoch; um ihre Yoga-Kenntnisse auszubauen. Die selbstständige Beraterin, Gründerin der Ott-Goebel-Jugendstiftung und Sillenbucher CDU-Bezirksbeirätin doziert an der dortigen Universität – und hält all ihre Erlebnisse in einem Internet-Blog fest. Normalerweise unterrichtet Brigitte Ott-Göbel an der privaten Hochschule FOM in Stuttgart.

Nun arbeitet die Frau vom Lederberg für einen Lehrauftrag daran, Studenten des deutsch-chinesischen Studiengangs Business Administration fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Dabei muss sich Brigitte Ott-Göbel auch an fremde Lehrmethoden gewöhnen wie etwa Frontalunterricht vor bis zu 150 Studierenden.

Was erfahrene Kollegen berichtet haben, bewahrheitet sich für mich: Die interessierten Studenten sitzen in den ersten Reihen. Von ihnen bekommt man Antworten, sie sind mit Augen, Ohren und dem Herzen dabei. Die große Masse ist stumm und lässt sich kaum aktivieren. Ich lerne, dass ich mein Tempo drosseln muss. Als ich aus der Pause wiederkomme, liegt auf meinem PC ein Zettel „Geehrte Professorin. Können Sie langsam sprechen? Ich verstehe nicht. Danke“ und ein Smiley.

Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Chinesen begegnen Brigitte Ott-Göbel nicht nur an der Universität. Auch beim Essen hat sie schon entsprechende Erfahrungen gemacht: Gemeinsames Abendessen: Wir gehen ins „Zoo-Restaurant“. Das entpuppt sich als riesiges, gewächshausartiges Gebäude mit tropischen Pflanzen, einem Otter-Bassin, drei Papageien und einer Armada von Köchen, die an verschiedenen Stationen wie in einer Show-Küche Speisen zubereiten. Wir sind mutig und bestellen unter anderem Skorpione und Larven. Die Skorpione waren weggeputzt am Ende, die Larven, nun ja ...

Für die 52-jährige Lederbergerin ist es nicht der erste Aufenthalt in China. Mit der Verständigung klappt es dennoch noch nicht so recht. Ich habe einen Ausflug nach Pingyao geplant. Ich steige ins Taxi und zeige dem Fahrer die chinesische SMS auf meinem Handy mit der Adresse des Busbahnhofs. Er fährt los und fragt, ob er an der Kreuzung links oder rechts fahren soll. Ich deute nochmals auf die Adresse und mache ihm klar, dass er entscheiden soll, wie er fährt. Am Busbahnhof gehe ich zum ersten Schalter, sage „Pingyao“ und die Dame schüttelt den Kopf und sagt was mit „bu“. „Bu“ ist immer schlecht, denn es heißt „nein“ oder „nicht“. Noch bis Mitte Juni lehrt Brigitte Ott-Göbel an der Universität in Taiyuan. Bis zu ihrer Rückkehr ins heimische Stuttgart wird sie weiterhin ihre Erlebnisse im Internet teilen. Während ich vom kühlen Wetter in Deutschland höre, haben wir hier große Hitze. Bei 34 Grad am Nachmittag im nicht klimatisierten Vorlesungssaal den Studenten Änderungskündigung und Sozialplan erklären zu müssen, ist eine Herausforderung. Sie stöhnen zwar, halten aber tapfer durch.