Schließende Kliniken und Arztpraxen, weitere Wege im Notfall: Rettungshubschrauber gewinnen in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Die DRF Luftrettung fordert Verbesserungen im System.

Wenn es im Notfall um Leben und Tod geht, kommt schnelle Rettung häufig aus der Luft. Damit das auch in Zukunft möglichst zuverlässig funktioniert, sehen die Betreiber von Rettungshubschraubern aber großen Verbesserungsbedarf. Die DRF Luftrettung aus Filderstadt, neben der ADAC Luftrettung einer der beiden großen deutschen Anbieter und Betreiber fast aller Stationen in Baden-Württemberg, erhebt jetzt Forderungen. Und die sollen nach Einschätzung der Retter noch nicht einmal besonders viel Geld kosten.

 

„Die medizinische Landschaft in Deutschland verändert sich. Immer mehr Arztpraxen und Kliniken werden geschlossen, andere Krankenhäuser spezialisieren sich“, sagt der DRF-Vorstandsvorsitzende Krystian Pracz. Das stelle die Rettungsdienste vor ganz neue Herausforderungen, denn die Wege würden länger. Das koste Zeit, die wiederum für andere Einsätze fehle. In Zukunft werden wohl immer häufiger Hubschrauber einspringen müssen, wenn es auf der Straße zu lange dauert.

Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, brauche es aber ein Umdenken. Es reiche nicht, nur die einzelnen Bestandteile des Systems jeweils für sich unter die Lupe zu nehmen. „Die gesamte Notfallrettung mit bodengebundenem Rettungsdienst, Luftrettern, Arztpraxen und Kliniken muss betrachtet werden und möglichst effizient zusammenwirken“, fordert Pracz. Man habe bereits heute diverse Möglichkeiten, im Sinne der Patienten die Lage zu verbessern, nutze sie aber unzureichend. „Es geht dabei weniger um Geld. Zeit ist der entscheidende Faktor“, so der DRF-Vorstandsvorsitzende.

Was den eigenen Bereich betrifft, nennt die DRF verschiedene Beispiele. So sei es für die Luftrettung insgesamt wünschenswert, mehr 24-Stunden-Stationen zu haben. Kosten würde das nur das zusätzliche Personal. Derzeit werden lediglich 16 der 83 deutschen Helikopter verschiedener Organisationen rund um die Uhr betrieben. „Das Schicksal schläft aber nicht“, so Pracz. Auch der Ausbau der Windenrettung und der Digitalisierung seien nötig, zudem bessere technische Verfahren zum Fliegen bei schlechtem Wetter. Die gebe es zwar schon, die rechtlichen Regelungen ließen den Einsatz aber noch nicht zu.

Die DRF Luftrettung selbst hat im vergangenen Jahr bundesweit etwas weniger Einsätze geflogen als zuvor, nämlich 36 413, davon 8442 in Baden-Württemberg. Das stelle aber keinen Trend dar, so Pracz: „Das unterliegt schon immer jährlichen Schwankungen.“ In den nächsten Jahren werden die 1400 Mitarbeitenden an den 32 Stationen wohl gefragter sein denn je.