Im Rathaus gibt es Streit um den Bau einer Driving-Range in Hofen. Das Projekt ist längst genehmigt, doch jetzt sollen die Sicherheitsnetze zu hoch sein.
Stuttgart - Im Rathaus gibt es einen heftigen Streit über den Bau einer seit 2009 genehmigten, von privater Hand finanzierten Golfübungsanlage im Hofener Gewann Wagrainäcker. Vorläufiger Höhepunkt dieser Auseinandersetzung, in der sich argumentativ die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) und Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) gegenüberstehen, war eine Animation des Planungsreferats im Technikausschuss. Um den Stadträten die Dimension der die Driving Range einfassenden Schutzvorrichtung im Vergleich zum Baumbestand vor Augen zu führen, war ein blauer Käfig in ein neun Jahre altes Bild kopiert worden.
„Das geht ja gar nicht“, ließen danach Grüne und SPD erschüttert verlauten. Ein „Stammheim 2“ im Landschaftsschutzgebiet gehöre abgelehnt. Der FDP-Fraktionschef Bernd Klingler hält dagegen und sprach Kollegen von der CDU aus dem Herzen: „Diese Präsentation stimmt hinten und vorne nicht. Herr Hahn versucht, mit unlauteren Mitteln Stimmung gegen ein genehmigtes Projekt zu machen, um es doch noch zu kippen, nur damit er die Neckar-Renaturierung realisieren kann. Das ist inakzeptabel.“
So sieht nach Aussage des Investors das Fangnetz aus, das in Hofen angebracht werden soll. Die Aufnahme stammt von einer Anlage in Holland. City Golf
Wunsch, das Sportgelände der Natur zu überlassen
Das steht so auch als Forderung im Gutachten eines renommierten Ornithologen und gilt unter Golfanlagenbauern als selbstverständlich. Der anerkannte Stand der Technik kollidiert aber mit der Vorstellung von Grün-Rot, aus optischen Gründen sollte die Vorrichtung am besten unsichtbar sein. Noch besser fänden sie es, man überließe das im Bebauungsplan seit Jahrzehnten als Sportgebiet ausgewiesene Gelände endlich der Natur als Teil des Ikone-Renaturierungs-Projekts.
Unabhängig davon, dass man dies als bessere Nutzung erachten kann, ist die Entscheidung zu Gunsten des Sports von Gemeinde- und Bezirksbeirat längst getroffen worden. Sie stimmten vor Jahren für die erstmals 2007 präsentierte Driving Range. Im August 2009 erhielt der Ideengeber Jürgen Münkner die Baugenehmigung und die alte Tennisanlage wurde abgeräumt. Letztlich fehlte ihm aber das Geld zur Realisierung – zum Glück heißt es heute, denn die Experten im Baurechtsamt hätten ein Vorhaben genehmigt, bei dem Passanten am Neckardamm einer lebensgefährlichen Dauerbefeuerung mit Golfbällen ausgesetzt worden wären.
Ein Zaun mit 1,60 Meter Höhe am Rande einer Spielbahn ist ebenso unzureichend wie ein nur zehn Meter hohes Netz für die Übungsanlage, auf der Spieler aus der zweiten Etage einer Hütte Bälle schlagen. Auch merkwürdig: die Netze sollten abends auf den Boden gelegt werden. Abgesehen davon, dass es diese genehmigte Technik nicht gibt, wäre sie aus Gründen des Tierschutzes auch kontraproduktiv.
Netze müssen bis zu 18 Meter hoch sein
Der neue Investor, der Münkner den „roten Punkt“ abkaufte, hat sich offenbar Probleme eingehandelt, weil er nun für die nötige Sicherheit sorgen wollte, indem er die – wie in Fußballstadien kaum sichtbaren – Netze an den kritischen Stellen von zehn auf 18 Meter erhöhen wollte. Er hat sich aber schon früher unbeliebt gemacht, wie eine Stellungnahme der Stadt gegenüber der StZ zeigt: Obwohl nicht danach gefragt, wird mehrfach erwähnt, dass der Investor unerlaubt 14 Bäume habe fällen lassen. Für dieses Vergehen wurde er zur Kasse gebeten wie auch für die Schaffung neuen Lebensraums für Zauneidechsen, die auf dem Areal entdeckt worden waren.
Am Dienstag erfährt die City-Golf-Gesellschaft, die derzeit keine Stellungnahme abgibt, woran sie ist und ob sie ihre Juristen in Gang setzen muss. Immerhin soll sie bereits 400 000 Euro investiert haben. Es sei nicht beabsichtigt, die Baugenehmigung aufzuheben, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Sein Hinweis, die genehmigte Zaunhöhe betrage zehn Meter, deutet darauf hin, dass der Änderungsantrag abgelehnt werden könnte – und sich dann dadurch die Driving Range faktisch erledigt hätte. „So kann man nicht mit Investoren umgehen“, sagte der CDU-Stadtrat Joachim Rudolf. „Dann hätte man früher einen Schlussstrich ziehen müssen.“ Zum umstrittenen Bild heißt es bei der Stadt: „Die Animation ist eine Skizze, die nicht zwingend die geometrisch korrekte Darstellung sein muss“ – ein Hinweis, an den sich allerdings kein Sitzungsteilnehmer erinnern kann.