Der Headautor Micky Beisenherz versorgt die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach beim Dschungelcamp mit ihren berühmt-berüchtigten Sprüchen.

Stuttgart - Wenn morgen auf RTL um 21.15 Uhr das „Dschungelcamp“ in die neunte Runde geht, freuen sich die Fans auf die bissigen Sprüche der Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach. Deren Wortwitz ist allerdings das Produkt von Gagschreibern wie Micky Beisenherz. Für den 34-Jährigen machen nicht die Mutproben der Teilnehmer, sondern die fiesen Pointen den Erfolg des Formats aus.

 

Herr Beisenherz, Sie klingen aufgekratzt. Auf wen unter den Kandidaten freuen Sie sich am meisten?
Auf Ailton, der verspricht großartig zu werden. Den Leopardentanga hat er schon, und auch in seiner aktiven Zeit als Fußballer war er ohnehin zu achtzig Prozent Entertainer, wenngleich er nur den Wortschatz einer durchschnittlichen SMS hat. Fürs Auge ist aber auch was dabei.

Meinen Sie etwa Brigitte Nielsen?
Äh, zum Beispiel. Und dann sind da ja noch Micaela Schäfer und Radost Bokel, vielen noch in Erinnerung als „Momo“. Und Ramona Leiß, mit ihr holen wir uns die ZDF-Zuschauer.

Welche Eigenschaften muss ein Teilnehmer erfüllen, um Sie zu Gags inspirieren?
Die Kandidaten, die mich am meisten begeistert haben, waren die mit der verzerrtesten Selbstwahrnehmung. Das war sowohl bei Sarah Dingens so als auch bei Peter Bumms bzw. Bond. Das waren zwei, die eine Aufgabe entweder völlig verrissen oder gar nicht erst antraten, nur um sich selbst vor den anderen zu feiern. Das fand ich spannend.

Spiegeln Ihre Kommentare subjektive Aversionen oder Vorlieben wider? Oder spitzen Sie nur zu, was die Tagespresse an Reaktionen auf die Show bündelt?
Die Tagespresse nehmen wir natürlich wahr. Aber in erster Linie konzentrieren wir uns auf das, was vor Ort passiert. Und das spitzen wir tatsächlich nur zu. Wenn einer nur bekloppt ist, dann müssen wir ihn auch als bekloppt kennzeichnen. Und wenn jemand sympathisch ist, dann werden wir ihm auch keinen Strick daraus drehen.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, die Realität werde im „Dschungelcamp“ gescriptet?
Scripted Reality? Die Teilnehmer konnten sich doch schon in ihrer Erstkarriere keine zwei Sätze merken. Wie kommen Sie denn darauf?

Die „Zufälle“ haben sich in der letzten Staffel gehäuft. Teilnehmer, die aus Protest gegen Sarah Dingens damit drohten, die Show zu verlassen. Eine Sarah Dingens, die petzte, dass die Liaison zwischen Indira und Jay Khan nur ein Fake war . . .
Ich persönlich habe diese letzte Staffel auch wie eine Mischung aus „Inception“ und „Der Herr der Fliegen“ wahrgenommen. Aber wenn selbst der leitende RTL-Redakteur zusammen mit den Cuttern vor einem Fernseher sitzt und das Geschehen live wahrnimmt wie ein WM-Finale, dann kann das keine gescriptete Reality sein.

Aber ein bisschen hilft RTL schon nach?
Höchstens mit der Auswahl der Bilder und dem Entzug solcher Alltagsdrogen wie Zucker und Koffein.

Bei der ersten Staffel, riefen viele Zuschauer noch nach der Medienaufsicht. Inzwischen wurde das Format sogar für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Was hat diesen Wandel bewirkt?
Für den einen oder anderen mag sich das Format an der Oberfläche noch als Trash-TV darstellen. Aber viele haben erkannt, dass zwischen einigen handfesten Gags auch Intellekt hervorblitzt – und dass die Show sehr gut als Mediensatire funktioniert. Inzwischen gibt es sogar Zuschauer, die sagen: Lasst die Mutproben weg. Macht lieber noch ein paar mehr Sprüche. Der Einschaltimpuls ist der Humor.

Wie viel Stunden Arbeit stecken in der Kommentierung einer Folge?
Summa summarum sind es so zwölf bis vierzehn Stunden. Wir fahren gegen 19 Uhr ins Camp und schreiben die ganze Nacht über auf die Sendung hin, die morgens um sieben Uhr Ortszeit ausgestrahlt wird. Es wird mit der heißen Nadel gestrickt.