Die genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ-Bank und WGZ-Bank wollen gemeinsam zu Deutschlands viertgrößtem Geldinstitut werden. Es ist nicht der erste Versuch, ein gemeinsames Unternehmen zu bilden.

Frankfurt - Die beiden genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ und WGZ Bank starten nach mehreren vergeblichen Anläufen erneut den Versuch einer Fusion. „Dieser Tag ist ein Anlass zur Freude für die gesamte genossenschaftliche Finanz-Gruppe“, sagte DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch. Die beiden Zentralbanken der gut 1000 Volks- und Raiffeisenbanken hätten in den vergangenen Jahren zueinander gefunden und seien sich einig, dass nun der richtige Zeitpunkt für eine Fusion sei.

 

In der Vergangenheit hatte es mehrere Anläufe gegeben. Der letzte scheiterte 2009 in der Finanzkrise. Die beiden genossenschaftlichen Zentralbanken kooperieren aber bereits auf verschiedenen Gebieten. Am Mittwochabend haben sich nun die Gremien beider Häuser auf die Eckpunkte eines neuen, gemeinsamen Unternehmens geeinigt, das am 1. August 2016 an den Start gehen soll.

Der Zusammenschluss wäre die größte Bankenhochzeit seit der mehrheitlichen Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank im Jahr 2010. „Der Schritt erfolgt gleichberechtigt, ausgewogen und partnerschaftlich“, sagte Kirsch. Mit dem Zusammenschluss sollen Doppelinvestitionen vermieden und Strukturen vereinheitlicht werden. Das Einsparpotenzial nach Abschluss der Integration wird auf mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr beziffert.

Es werden auch Stellen wegfallen – später

Kirsch und sein künftiger Vize, der heutige WGZ-Chef Hans-Bernd Wolberg, räumten ein, dass es im Zuge der Zusammenlegung auch zu einem gewissen Personalabbau kommen wird. Es sei aber viel zu früh, über Einzelheiten zu reden. Das Management werde darüber zeitnah mit den Arbeitnehmervertretern beider Banken sprechen.

Die Reduktion von Personalkosten sei aber nicht die Triebfeder für den Zusammenschluss, sagte Wolberg. Bei der Integration der Institute werde jeder Mitarbeiter gebraucht. „Dass wir natürlich zu einem späteren Zeitpunkt im Zuge des Wegfalls von Doppelarbeiten hier auch zu einem kontrollierten Personalabbau kommen werden, ist selbstverständlich.“

Neben dem Einsparpotenzial ist es aus Sicht beider Vorstände auch wichtig, dass die Kapitalquote der Bank durch den Zusammenschluss steigen wird, weil Minderheitsbeteiligungen der WGZ künftig nicht mehr extra mit Kapital unterlegt werden müssen, wie Wolberg erläuterte. Insgesamt rechne er „mit einem positiven regulatorischen Kapitaleffekt in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags“.

Die fusionierte Bank soll DZ-Bank heißen

Zuversichtlich zeigten sich Vertreter beider Institute, dass die Fusion nach vielen geplatzten Anläufen in der Vergangenheit dieses Mal gelingen wird. „Ein großes Stück Wegstrecke liegt zwar noch vor uns, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir dieses wichtige Projekt erfolgreich ins Ziel tragen können“, sagte Wolberg. Er habe bei den Eigentümern keinerlei Anzeichen für mangelnde Unterstützung vernommen, erklärte Kirsch.

Gemeinsam könnten beide Spitzeninstitute Volks- und Raiffeisenbanken effektiver versorgen und IT und Prozesse straffen. Das fusionierte Institut soll DZ Bank heißen und will mit dem Werbespruch „Die Initiativbank“ auf Kundenjagd gehen. Die Eigentümer der WGZ Bank sollen im Rahmen der Verschmelzung Anteile an der DZ Bank erhalten. Wie viele Anteile sie bekommen, hängt von einer Unternehmensbewertung beider Geldhäuser ab, die von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG vorgenommen wird. Die Frankfurter DZ Bank ist mit einer Bilanzsumme von gut 400 Milliarden Euro mehr als vier mal so groß wie die Düsseldorfer WGZ, die vor allem in Nordrhein-Westfalen tätig ist.

Geführt werden soll das fusionierte Institut von DZ-Bank-Chef Kirsch, Wolberg wird sein Stellvertreter. Den Aufsichtsratsvorsitz übernimmt DZ-Chefkontrolleur Helmut Gottschalk, den Vize-Posten sein WGZ-Kollege Werner Böhnke. Nach einer zwei- bis dreijährigen Integrationsphase soll ein Holding-Modell aufgebaut werden, bei dem unter der Holding die fusionierte Bank und andere DZ-Töchter wie Union Investment, Schwäbisch Hall und der Versicherer R+V angeordnet werden sollen.

Die größten Banken

Bilanzsumme
Durch die Fusion mit der WGZ Bank wird die DZ Bank von August nächsten Jahres an die viertgrößte deutsche Bank sein – zumindest gemessen an der Bilanzsumme. Branchenführer bleibt unangetastet die Deutsche Bank, die es auf knapp 1,7 Billionen Euro bringt. Auf dem zweiten Platz bleibt die Commerzbank mit rund 561 Milliarden Euro. Platz drei nimmt die Förderbank KfW für sich in Anspruch . Ihre Bilanzsumme liegt mit 505 Milliarden Euro etwas höher als die zusammengerechneten Werte von DZ und WGZ, die es auf 501 Milliarden Euro bringen.

Mitarbeiter
Etwas anders sieht es aus, wenn man die Zahl der Beschäftigten als Maßstab nimmt. Auch hier liegt die Deutsche Bank (noch mit der Postbank) vorn mit rund 98 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit, gefolgt von der Commerzbank mit gut 51 000 Beschäftigten. Die KfW dagegen benötigt wegen der Besonderheit ihres Geschäfts nur rund 5500 Mitarbeiter. Die neue, mit der WGZ fusionierte DZ Bank wird aus heutiger Sicht rund 31 500 Menschen beschäftigen.