Schon rund 200 000 VVS-Kunden nutzen statt des Verbundpasses aus Papier die Polygocard. Die Regionalräte im Verkehrsausschuss halten das System für datenschutzrechtlich okay, bei der Linken bleiben Bedenken.

Stuttgart - Das elektronische VVS-Ticket Polygocard weist kein Datenleck auf – das ist die Meinung fast aller Fraktionen im regionalen Verkehrsausschuss. Nur die Linke kritisiert die Speicherung der Daten auf der Karte, was allerdings nur bei Fahrten mit der Bahntochter Regiobus (RBS) geschieht. Den Vorwurf, dass „persönliche Bewegungsdaten mit Namen gespeichert werden“, den der der Linken-Fraktion angehörende Pirat Ingo Mörl erhob, wies der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler in der Sitzung vehement zurück: Die Daten würden nur beim Einsteigen in RBS-Busse oder bei den seltenen Kontrollen nur auf die Karte geschrieben. „Wir sammeln keine Daten“, betonte Stammler.

 

Die Debatte um die Datensicherheit des E-Tickets, das im VVS nur für Zeitkarten eingesetzt wird und momentan von rund 200 000 Kunden genutzt wird, geht auf Erfahrungen im Berliner Verkehrsverbund und Kritik auf der Internetseite S-Bahn-Chaos.de zurück. Das in rund 300 Verbünden eingesetzte, bundesweite Standardsystem ermögliche es, Bewegungsprofile der Nutzer zu erstellen, so der Vorwurf.

Bundesweiter Standard

Dieses System setze auch der VVS ein, weil die Politik keine Insellösung haben wollte und weil nur so die Plastikkarte mittelfristig bundesweit genutzt werden könne, sagte Stammler. Nach diesem bundesweiten Standard gebe es die technische Möglichkeit, dass die letzten zehn Transaktionen (Ein- und Ausstiege oder Kontrollen) gespeichert würden. „Das ist nichts anderes als das, was heute mit Entwertestempeln der Mehrfachkarten geschieht“, so Stammler. Da der VVS aber nur Zeitkarten als E-Ticket ausgebe, werde auf das Speichern der Transaktionen in 39 von 40 Unternehmen verzichtet. „Bei Fahrten mit der S-Bahn, mit der SSB, mit der Bahn und mit privaten Betreibern findet das nicht statt“, sagte Stammler. Nur die RBS mache dies, da ihre Busse auch in anderen Verbünden fahren würden, wo auch Einzelfahrten über das E-Ticket abgerechnet würden. „Da das der Standard ist, haben wir dagegen keine Handhabe“, sagte Stammler. Er sehe da auch grundsätzlich keine Probleme – die Einzelabrechnung diene dem Verbraucherschutz, damit die Kunden nachvollziehen könnten, was abgerechnet werde.

Auch den Vorwurf, dass Fremde mit einem Handy und einer App die Daten quasi aus der Hosentasche des Fahrgasts auslesen könnte, hält Stammler nicht für nachvollziehbar. „Sie schaffen das nicht, wenn Sie die Karte nicht in Ihren Besitz bringen“, sagte der Geschäftsführer zu Mörl.

VVS will Daten löschen ermöglichen

Immerhin in einem Punkt will der VVS auf die Kritik reagieren. „Wir werden Möglichkeiten anbieten, wie die Kunden von RBS-Bussen die Daten von der Karte löschen können“, kündigte Stammler an.

Während die anderen Fraktionen von diesen Aussagen überzeugt waren, hält die Linke den Umgang mit der Datensicherheit weiter für unzureichend. „Datensparsamkeit muss der Grundgedanke beim E-Ticketing sein“, sagte Mörl. Die Speicherfunktion müsse auf allen Karten deaktiviert werden, auch bei RBS-Kunden. Wenn die Funktion für die Abrechnung nötig sei, müsse das Einverständnis der Nutzer eingeholt werden. Zudem dürften Fahrt- und Personendaten nicht verknüpft werden.