Das trendige Vespern auf der Straße soll nach Vaihingen schwappen. Die Eventagentur Heldenreich will den Street-Food-Hype auf dem hiesigen Marktplatz befeuern. Die Lokalpolitik ist begeistert.

Vaihingen - Man muss kein Hipster sein, um den Taco aus dem Truck zu lieben oder die Brause aus regionalem Quellwasser – auch wenn es sicherlich hilft. Nein, eigentlich jeder, der halbwegs gut zu Fuß ist, sich gerne durch die weltweiten Küchentrends vespert und auch mal im Liegestuhl fläzt, könnte diese neue Modeerscheinung mögen.

 

Street Food heißt der Trend der Stunde, der in der Innenstadt vielleicht schon seinen Zenit überschritten hat, jetzt aber auch in die Außenbezirke der Stadt zu schwappen beginnt. Auf dem Vaihinger Markt jedenfalls könnten schon bald die Gastronomen meist jungen Alters ihre Stände aufschlagen, um Burger mit argentinischem Steak zu verkaufen oder Boxen mit Pirogge, also osteuropäischen Quasi-Maultaschen.

Mit Döner, Pizza und Pommes hat Street Food nichts zu tun

Verantwortlich dafür zeichnet Daniel Rosner, seines Zeichens Geschäftsführer der Eventagentur Heldenreich mit Sitz im Stuttgarter Stadtbezirk Wangen. Im Sommer 2015 holte er unter dem Schlagwort Gaumenfreuden verschiedene Anbieter mit ihren Foodtrucks, also rollenden Verkaufsständen, immer donnerstags auf den Karlsplatz. Rosner will expandieren und dieses Jahr immer freitags von Mai bis Juli gleiches auf dem Vaihinger Markt veranstalten. Der Titel diesmal: Eat & Meet. Ähnliches hat er auch anderswo vor, zum Beispiel auf dem Plieninger Mönchhof.

Am vergangenen Dienstag versuchte Rosner, sein Konzept den Vaihinger Lokalpolitikern schmackhaft zu machen und schaute dafür in der Bezirksbeiratssitzung vorbei. „Street Food ist eine Szene mit hochwertig angesiedelten Produkten“, sagte er. Mit Döner, Pizza und Pommes habe das nichts zu tun. Alles dreht sich um vegetarisch, vegan, bio sowieso, und gerne auch um regionale Speisen.

„Es wird in Vaihingen so acht bis zehn Stände geben, die sich wöchentlich abwechseln“, sagte Rosner. Schließlich hätte er mehr als 300 Anbieter an der Hand, und auch die lokalen Gastronomen sind zum Mitmachen eingeladen.

Die örtlichen Händler unterstützen des Essensmarkt

Los gehen soll es stets um 15 Uhr. Das Ende ist für 22 Uhr vorgesehen, wobei der Verkauf von Essen und Trinken bereits eine halbe Stunde früher vorbei sein soll. Es werden Liegestühle aufgestellt und mobile Toilettenhäuschen. Die rollenden Verkaufsstände sind Selbstversorger, sie bringen zum Beispiel ihr Wasser mit. Aufwändige Anschlüsse entfallen dadurch.

Die örtlichen Händler finden die Idee gut. „Wir waren ausgesprochen froh, als wir davon gehört haben“, sagte Ingo Vögele aus dem Vorstand des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte, kurz VVF. „Wir und der Bund der Selbstständigen waren sofort Feuer und Flamme dafür.“ Konkurrenz für die örtlichen Gastronomen sieht er nicht. Schließlich gebe es genug Laufkundschaft für sie im Vaihinger Ortskern und sie könnten sich ja auch beteiligen.

Auch die Lokalpolitik zeigte sich begeistert. „Es ist aus meiner Sicht notwendig, den Vaihinger Markt zu beleben“, sagte Volker Weil von der FDP. „Das Konzept ist sehr gut“, sagte Eyüp Ölcer von den Freien Wählern. „Das ist ein Lichtblick für den Vaihinger Markt und ich freue mich drauf“, sagte Axel Weber von den örtlichen Christdemokraten.

Die Lokalpolitik will eine Belebung des Vaihinger Markts

Auch die übrigen Lokalpolitiker äußerten sich ähnlich. „Ich finde das super und ich hoffe, dass die Gebühren, die sie bezahlen müssen, nicht zu hoch sind“, sagte Christa Tast von den Grünen und die Sozialdemokratin Sigrid Beckmann fügte hinzu: „Das ist mit Sicherheit eine Bereicherung.“

Ganz ohne Widerrede ging es dann doch nicht. Peter Müller-Rockstroh, früher Chef der örtlichen SPD, nutzte die Gelegenheit, sich aus den Reihen des Publikums den Ärger über die um sich greifenden Anglizismen von der Seele zu reden. Warum die Veranstaltung den Eat & Meet heiße, wollte er wissen, wo es doch so tolle Worte gebe, die „schwäbisch-deutsche Heimatverbundenheit“ ausdrücken, wie er sagte. Ob er mit seinen Vorschlägen Treff und Trank, Speisen und Schwätzen oder auch Feiern und Futtern beim Veranstalter durchdrang, ist freilich fraglich.