Bietigheim –
Eberhard Bezner von Olymp-Hemden wird heute in Baden-Baden für sein Lebenswerk geehrt.

Bietigheim - Normalerweise sind rührende Dankesworte zu erwarten, wenn Unternehmer ausgezeichnet werden. Das könnte am Freitagabend bei der Verleihung des Lebenswerk-Awards bei der Baden-Badener Business Night an Eberhard Bezner, den Seniorchef des Hemdenherstellers Olymp aus Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg), anders sein. Bezner, der mit seiner Meinung zu allen Lebenslagen selten hinterm Berg hält, überraschte schon auf der Pressekonferenz Anfang Oktober mit einem unverstellten Einblick in seine Weltsicht. Er treffe sich lieber mit jüngeren Frauen, weil die Älteren nur über Krankheiten redeten, sagte er.

 

Der von ihm immer wieder gefütterte Boulevard gab Bezner den Beinamen Hemdenpapst, was dem so gefiel, dass er es sich vor Jahren auf die Visitenkarte drucken ließ, übrigens mit dem Zusatz: „no job, no wife, no money, no sex, no phone“. Die Bezeichnung Hemdenpapst passt wie angegossen, der Zusatz entspricht in einigen Punkten nicht der Wahrheit.

No job, no wife, no money, no sex, no phone – steht auf der Visitenkarte

Eberhard Bezner hatte im Jahr 1960 nach dem Tod seines Vaters und Firmengründers das Bekleidungsunternehmen übernommen. „Dann ist es immer aufwärts gegangen“, erzählt er, was sich auch auf dem Bankkonto niedergeschlagen haben dürfte. Früher als andere verlagerte Bezner die Produktion ins Ausland, die Kritik daran kontert er noch heute mit Verve. Nur erfolgreiche Firmen zahlten in Deutschland Steuern, und gerade in Asien seien die Menschen auf Produktionsstätten ausländischer Firmen angewiesen. Bis heute sei er „knallhart hinterher“, dass „die Leute anständig bezahlt und gut behandelt werden.“ Mit einer Stiftung unterstütze Olymp soziale Projekte. „Wir haben eine Fürsorgepflicht“, sagt Bezner, und bevor es allzu pathetisch wird, schiebt er nach: „Das ist auch in eigenem Interesse.“

Der Firma hat es jedenfalls nicht geschadet, schließlich ist sie unter Bezner Jahr für Jahr gewachsen, bevor er sie vor vier Jahren an seinen Sohn Mark übergab. „Ich freue mich sehr, dass er das so gut macht“, sagt der Senior, der noch immer einen Parkplatz für seinen Porsche Cayenne direkt am Eingang hat. Aber er erinnert sich auch daran, dass er als Jugendlicher täglich die bestellten Hemden mit dem Leiterwägele zur Post fuhr. Allen, die aus seiner Sicht an der Freiheit des Unternehmertums Hand anlegen wollen, denen teilt er, wenn nötig auch ungefragt, mit: „Ich weiß, was schaffen heißt – mir braucht keiner sagen, wie es geht.“ Ausrufezeichen.

Schon in der Schulzeit eckte der junge Eberhard an, auch weil er es ungerecht fand, wie manche Lehrer mit den Mitschülern umgingen. „Ich konnte halt meine Gosch nicht halten“, sagt er – ein Wesenszug, der sich bis heute nicht wesentlich ändern sollte. Mal nahm er sich des Grünen Jürgen Trittin an, der die Nationalhymne nicht singen wollte, dann trug er in aller Öffentlichkeit einen Zwist mit einem Nachbarn auf dem Bietigheimer „Millionärshügel“ aus, weil dessen Hunde zu oft und zu laut bellten. Schlagzeilen machte er aber auch, als er sein CDU-Parteibuch zurückgab, weil er zum 50-Jahr-Jubiläum der Partei nicht eingeladen worden war – später machte er den Schritt wieder rückgängig.

Er konnte seine „Gosch nicht halten“

Anders als viele andere Mittelständler war Bezner politisch aktiv: 36 Jahre saß er für die CDU im Gemeinderat von Bietigheim-Bissingen, 24 Jahre war er ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters. Zu seinem Bietigheimer Freundeskreis gehört auch Lothar Späth, der am Freitag die Laudatio auf Bezner hält. Mit der sozialdemokratisierten und gesellschaftspolitisch in die Mitte gerückten Merkel-CDU fremdelt der stramme Konservative allerdings, der sich sorgt, ob Mitteleuropas künftig mit Asien mithalten kann. „Hier wollen die jungen Leute doch nur Freizeit“, sagt er.

Apropos Freizeit: der 77-Jährige mit dem markanten, haarlosen Schädel und dem Faible für farbige Hemden geht regelmäßig ins Fitness-Studio und zum Schwimmen, er besucht Freunde in aller Welt und kümmert sich um sein Hotel mit Restaurant, das ganz unbescheiden den Namen „Eberhards“ trägt. Bezner bewegt vier Oldtimer, er unterstützt die Bietigheimer Erstliga-Handballerinnen, denen er schon mal die Dirndl für einen Volksfestausflug spendiert. Manch einer mag hoffen, dass der hemdsärmelige Patriarch, so die StZ im Jahr 2010, nach der mit dem Preis verbundenen Anerkennung seines Lebenswerks ruhiger werden möge. Wahrscheinlich ist das nicht. „Ich muss doch was tun und kann nicht nur zum Fenster hinausgucken“, sagt er.

Veranstalter
Die Baden-Badener Business Night, bei der dieses Jahr die beiden Unternehmer Eberhard Bezner (Olymp-Hemden) und Hans Weber (Weber-Haus) geehrt werden, beruht auf einer privaten Initiative des Baden-Badeners Reinhard Hofmann. Er leitete früher eine Steuerkanzlei, widmet sich laut einem Sprecher aber seit einigen Jahren der Förderung insbesondere des hiesigen Mittelstands. Die Business Night findet dieses Jahr bereits das siebte Mal statt.

Perspektiven
Vor zwei Jahren hat Hofmann die Business Night durch ein thematisches internationales Wirtschaftsforum ergänzt. Dieses Jahr geht es um „Ressourceneffizienz und die Wettbewerbsfähigkeit Europas“.