Die Flüchtlingshilfe Ebersbach sieht sich gut aufgestellt für weitere Neuankömmlinge. Für diese stehen neue Leichtbauhallen bereit.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - Mit einem neuen Namen und einer neuer Organisationsstruktur hat sich die Flüchtlingshilfe Ebersbach, vormals Arbeitskreis Asyl, auf die neuen Herausforderungen eingestellt. Rund 25 Ehrenamtliche kümmern sich um die 80 Bewohner einer Unterkunft in der Daimlerstraße. Sobald die Leichtbauhallen auf dem Strutplatz bereit sind, kommen nochmals 160 Menschen dazu. Koordiniert wird die Flüchtlingshilfe von einem dreiköpfigen Leitungsteam, in dem Kevin Reyer die Fäden in der Hand hält.

 

Warten auf den Tag X

„Nennen Sie es bloß nicht Zelt“, korrigiert der 27-jährige Ebersbacher jeden, der sich beim Anblick der neuen Leichtbauhallen am Strutplatz an andere leichtwandige Behausungen erinnert fühlt. Tatsächlich handle es sich um zweischalige und damit gedämmte Leichtbauhallen, die außer an dem bisherigen Standort in der Daimlerstraße weiteren Wohnraum für Flüchtlinge in Ebersbach bieten werden.

Eigentlich werden schon für Mitte Januar die ersten Bewohner erwartet, doch im derzeitigen Auf und Ab des Flüchtlingsstroms weiß keiner genau zu sagen, wann wie viele Menschen in die Hallen am Strutplatz einziehen. Für Reyers Team bedeutet dies, sich spontan per Telefonkette am Tag X zu versammeln, um die Flüchtlinge mit Tee und einem kleinen Imbiss in der provisorischen Unterkunft zu begrüßen.

Spontane Ideen helfen weiter

In den zurückliegenden Monaten hat die Flüchtlingshilfe auch in vielen anderen Dingen Spontanität bewiesen. So entstanden etwa das Café Asyl im evangelischen Gemeindezentrum sowie eine Schüler AG von Realschule und Gymnasium namens „Aktion Integration“. Außerdem haben sich viele weitere Initiativen zusammengetan, manche begleiten Flüchtlinge bei Behördenbesuchen, andere haben ein freies Internet in der Unterkunft eingerichtet. Einige spielen mit Flüchtlingskindern und helfen ihnen bei den Hausaufgaben. Andere organisieren im Jugendzentrum Feste für sie oder lehren sie das Schwimmen.

Auch Kevin Reyer ist übers Schwimmen zu seiner neuen Aufgabe gekommen, die sich dank seines Engagements zu einem veritablen ehrenamtlich betriebenen Nebenjob entwickelt hat. Wie viele Stunden der bei Bosch tätige Maschinenbauingenieur tatsächlich ins Ehrenamt investiert, möchte er mit Rücksicht auf seinen Arbeitgeber aber lieber nicht in der Zeitung lesen.

Fünf Arbeitskreise und viele Untergruppen

Es habe ihm im Sommer viel Spaß gemacht, mit den Jungen und Mädchen Zeit im Freibad zu verbringen, erzählt sich Reyer. Kaum hatte er mit der Flüchtlingsarbeit begonnen, schickte er sich an, die Arbeitsweise der Gruppierung, die damals noch Arbeitskreis Asyl hieß, neu zu gliedern und zusätzliche Mitstreiter, vor allem auch seiner Generation, zum Mitmachen in den fünf Arbeitskreisen zu animieren.

Inzwischen koordiniert er mittels des mobilen Nachrichtenportals Whatsapp 14 Untergruppen, für die er dringend noch sechs Verantwortliche sucht. „Treffen mit allen finden eigentlich kaum noch statt“, beschreibt Reyer den virtuellen und konkurrenzlos schnellen Austausch.

Doch ohne eigenes Büro funktioniert auch die Ebersbacher Flüchtlingshilfe nicht. Im Januar werden die Ehrenamtlichen deshalb eine 140 Quadratmeter große Wohnung von der Firma Südrad als Anlaufstelle für Flüchtlinge und Engagierte renovieren. Genug Platz, wie Reyer hofft, für die dringend notwendigen Gesundheitssprechstunden und ehrenamtlich organisierten Deutschkurse.