Oberbürgermeister Jürgen Oswald hat beim Befüllen der Flaschen für die zweite Gärung des neuen Stadtsektes mit Hand angelegt. Der Grundwein fürs prickelnde Edelgetränk ist ein 2012er Spätburgunder Kabinett aus dem Weinberg der Stadt.

Weinstadt - Ein Spätburgunder Blanc de Noir wird er sein, der neue Weinstädter Ratssekt, der jetzt im Großheppacher Weingut Klopfer für die zweite Gärung in Flaschen abgefüllt worden ist. Verantwortlich für die Versektung der in der Remstalkellerei ausgebauten Spätburgunder Auslese 2012 aus dem Stadtweinberg zeichnen gleich drei Weinstädter Weingüter: Knauß (Strümpfelbach), Kiesel (Schnait) und Klopfer (Großheppach). Das hat quasi historische Gründe. Denn in der irrigen Annahme, in Weinstadt versekte keiner der einheimischen Wengerter seine Tropfen eigenhändig, hatte die Stadt den Premierensekt im Jahr 2014 von dem Fellbacher Weingut Rienth anfertigen lassen. Was die drei tatsächlich auch damals schon selbstsektenden drei Weinstädter Wengerter nicht begeistert hatte. Christoph Klopfer zum gemeinsam betreuten und nun in Flaschen gefüllten angehenden Ratssekt: „Wir haben gesagt, wir machen das zusammen, um die Weinstädter Ehre zu retten.“

 

Grundwein ist ein Spätburgunder aus dem Stadtwengert

Genau 403 Flaschen sind es am Ende geworden, die der Oberbürgermeister Jürgen Oswald und einige der Weinstädter Gemeinderäte unter der Aufsicht von Matthias Kiesel, Christoph Klopfer und Andreas Knauß durch die Abfüllanlage geschleust und für die Flaschengärung, bei der immerhin zwei Bar Druck im Flascheninneren entstehen, mit Kronkorken verschlossen haben. Der Grundwein, die 2012er Spätburgunder Auslese stammt natürlich vom Stadtwengert. Die Trauben seien damals vor gut drei Jahren mit einem Mostgewicht von 86 Grad Öchsle gelesen worden, berichtet der dafür zuständige Stadtwengerter Gerhard Bischof. Genau die richtige Dimension, sagt Klopfer. Zu hoch dürfe der Alkoholgehalt nämlich nicht sein, um am Ende einen richtig guten Sekt zu erhalten.

Neun Monate dauert bei der traditionellen Flaschengärung die Lagerzeit auf der Hefe im kühlen, aber nicht zu kalten Keller, erläutert Christoph Klopfer. Nach dieser Lagerzeit werden die abgestorbenen Hefen durch Drehung und Neigung der Flasche gerüttelt. Aus zunächst fast waagerechter Position werden die Flaschen auf dem Rüttelpult in zunehmend steilere Stellungen gebracht. Dadurch gleitet die Hefe in den Flaschenhals und bildet dort jenes Hefedepot, das am Ende des Versektungsprozesses vor dem endgültigen Verschluss mit dem Sektkorken beim Degorgieren (dem Entfernen der Hefe) in gefrorenem Zustand aus der Flasche geschossen wird.

Neun Monate Lagerzeit

Bis dahin wird beim neuen Ratssekt allerdings noch einiges Wasser die Rems hinabfließen. Den ersten Schluck des vollendeten Ratssekt dieses Jahrgangs wird Jürgen Oswald nicht mehr in amtlicher Funktion ins Sektglas füllen. Denn er wird, wie er jüngst am Neujahrsempfang verkündet hat, nach 16 Jahren auf dem Weinstädter OB-Sessel im Herbst nicht mehr zur Wiederwahl antreten.

Mit Oswalds handwerklichem Einsatz bei der Flaschenbefüllung in der Halle des Weinguts Klopfer jedenfalls sind die drei Weinstädter Wengerter zufrieden. Im heimischen Keller, so erzählt nebenbei Andreas Knauß vom weiteren Spektrum der original Weinstädter Sektpalette, lagern momentan drei verschiedene Sekte ihrer Vollendung entgegen – ein Rieslingsekt, einer aus Muskattrollinger und ein Spätburgunder Blanc de Noir. Im Weingut Klopfer sind es momentan ein Riesling und ein Gewürztraminer, im Hause Kiesel ein Rieslingsekt und ein Spätburgunder rosé.