Mietern drohen saftige Mieterhöhungen: Die Stadt Stuttgart wird 2021 auf einen Schlag mehr als 1000 Sozialwohnungen verlieren. Die Patrizia-Tochter Süddeutsche Wohnen kann die Preise bereits 2021 deutlich erhöhen.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart wird 2021 auf einen Schlag mehr als 1000 Sozialwohnungen verlieren. Das baden-württembergische Finanzministerium bestätigte Recherchen des SWR, wonach die Patrizia-Tochter Süddeutsche Wohnen (Südewo) ihre öffentlichen Darlehnen in Höhe von 70 Millionen Euro zurückgezahlt hat. Damit läuft für die Wohnungen der Südewo in acht Jahren die Sozialbindung aus. Die Mieter der Objekte müssen nach Ablauf der Frist mit drastischen Mieterhöhungen rechnen. Die betroffenen Sozialwohnungen befinden sich laut Liegenschaftsamt größtenteils in Vaihingen, Bad Cannstatt und Zuffenhausen.

 

Aktuell fallen in Stuttgart noch etwa 16 500 Wohnungen unter die Sozialbindung, 1987 waren es 33 500. Nachdem die Stadt die Sozialmieten neu festgeschrieben hatte, lösten viele Baugenossenschaften – ähnlich wie die Südewo jetzt – ihre Darlehen vorzeitig ab. Derzeit liegen Kosten für die Sozialwohnungen etwa zehn bis 15 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete. Hätte die Südewo die öffentlichen Darlehen weiter bedient, hätte die Sozialbindung laut SWR bis zu 59 Jahre angedauert.

2012 hatte der Immobilieninvestor Patrizia 21 500 Wohnungen der LBBW Immobilien für 1,435 Milliarden Euro erworben, darunter 7500 Sozialwohnungen. Da der Eigenkapitalanteil des Konsortiums nur rund 600 Millionen Euro betrug, finanzierte Patrizia die übrigen etwa 800 Millionen Euro über einen Kredit der Landesbank LBBW. Im Zuge des Verkaufs wurde allen Mieter Schutz durch eine Sozialcharta versprochen. Deren Wirksamkeit ist stark umstritten, zumal die Betroffenen nur schwer überprüfen können, ob die Südewo die Bestimmungen einhält.