Ehemaliger Erzieher in Australien in Haft Mann soll 91 Kinder missbraucht haben

„Es liegt jenseits aller Vorstellungskraft, was diese Person diesen Kindern angetan hat“, sagt ein Polizeikommissar. Foto: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Ein unvorstellbarer Missbrauchsfall schockiert Australien. Der Beschuldigte soll 1600 Straftaten in 15 Jahren begangen haben.

Die australische Polizei hat den bisher vermutlich schlimmsten Fall von Kindesmissbrauch in der Geschichte Australiens publik gemacht. Einem ehemaligen Erzieher werden mehr als 1600 Straftaten vorgeworfen. Der 45-Jährige soll 91 Kinder sexuell missbraucht haben.

 

Das Bild eines Bettlakens aus dem Darknet hat die Polizei anscheinend auf die richtige Spur gebracht: Es ist ein auf den ersten Blick harmloses Indiz, doch es führte die Ermittler zu einer Kindertagesstätte in Brisbane an der Ostküste. Dort nahmen sie den vermeintlichen Täter fest, der nun beschuldigt wird, Australiens schlimmster Serienpädophiler zu sein.

An Beweismaterial mangelt es nicht

15 Jahre lang soll der Mann in einem Dutzend Kindertagesstätten in Australien und auch im Ausland gearbeitet haben. 91 Kinder soll er in dieser Zeit sexuell missbraucht haben. Insgesamt wirft die australische Polizei dem 45-Jährigen mehr als 1600 Straftaten vor. Der Fall wird als „einer der schrecklichsten“ Fälle beschrieben, den die Polizei je gesehen habe. Der mutmaßliche Täter soll sämtliche Verbrechen gefilmt und das Material verbreitet haben – an Beweismaterial mangelt es also nicht.

Inzwischen befindet sich der Verdächtige bereits seit einem Jahr in Haft, doch die Beamten brauchten die vergangenen zwölf Monate, um die verbrecherischen Aktivitäten des Mannes über 15 Jahre nachzuvollziehen. Als sie diese Woche mit ihren Ermittlungen an die Öffentlichkeit gingen, wurde bekannt, dass sich der Mann für 1623 Verstöße verantworten muss. Dem einstigen Kinderbetreuer wird vorgeworfen, zwischen 2007 und 2022 91 Kinder in Brisbane, Sydney sowie im Ausland – anscheinend in Italien – missbraucht zu haben. Sollte er vor Gericht für schuldig befunden werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe in Australien.

Ermittler einer auf Kindesmissbrauch spezialisierten Polizeieinheit waren 2014 erstmals auf einige wenige Videos und Bilder im Internet gestoßen, die von dem heute 45-Jährigen stammen sollen. Das Material zeigte den Missbrauch von zwei Mädchen, enthielt aber kaum Hinweise, wo auf der Welt es aufgenommen worden war. Die australische Bundespolizei (AFP) und andere Behörden starteten daraufhin eine internationale Suche nach den Opfern. Doch die Ermittlungen verliefen im Sand: Der Täter schien kein sehr aktiver Darknet-Nutzer zu sein.

Im August 2022, fast ein Jahrzehnt später, untersuchte die Spezialeinheit namens Argos die Bilder dann erneut. Die Ermittler fokussierten sich dabei laut der australischen Ausgabe des „Guardian“ ganz auf eines der in den Bildern abgebildeten Bettlaken. Und tatsächlich gelang es ihnen, dieses zu identifizieren und zu einer Kindertagesstätte in einem Vorort von Brisbane zurückzuverfolgen. Damit waren die Bilder und Videos, deren Ursprung zuvor weltweit gesucht worden war, weniger als 20 Kilometer vom Büro der Taskforce entfernt aufgenommen worden. Als die Beamten den Mann festnahmen, stießen sie auf seinem Grundstück auf zahlreiches weiteres kompromittierendes Material. Insgesamt wurden auf seinen elektronischen Geräten rund 4000 Bilder und Videos gefunden, die den Missbrauch von Kindern über 15 Jahre hinweg dokumentierten.

Sämtliche Opfer identifiziert und kontaktiert

Nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters hatten die Behörden die schwierige Aufgabe, die zahlreichen Verbrechen des Mannes aufzurollen, Opfer zu identifizieren und zu kontaktieren. „Es liegt jenseits aller Vorstellungskraft, was diese Person diesen Kindern angetan hat“, sagte Michael Fitzgerald, der Polizeikommissar von New South Wales, einem weiteren australischen Bundesstaat, in dem der Angeklagte Kinder missbraucht haben soll. Es sei „einer der schrecklichsten Fälle von Kindesmissbrauch“, die er in fast 40 Jahren Polizeiarbeit gesehen habe, meinte der Polizist.

Laut der Polizei konnten sämtliche Opfer identifiziert und kontaktiert werden. Keines der betroffenen Opfer – von denen einige inzwischen erwachsen sind – wird vor Gericht aussagen müssen. Die Anklage wird sich laut der Polizei auf Videos und Bilder stützen, die im Rahmen der Untersuchung beschlagnahmt wurden.

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