28 Soldaten haben bisher das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit erhalten, das der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung am 13. August 2008 gestiftet hat. Die heutige Amtsinhaberin hält sich mit Verleihung zurück. Das hat diverse Gründe.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Die Aufregung war groß, denn mancher fühlte sich an das Eiserne Kreuz und unglückselige Zeiten erinnert: Exakt zehn Jahre ist es her, dass der frühere Verteidigungsminister Franz Josef Jung eine besondere Auszeichnung stiftete: das Ehrenkreuz für Tapferkeit. „Nur bei außergewöhnlicher Gefährdung von Leib und Leben“ sowie für ein „mutiges, standfestes und geduldiges Verhalten“ sollte es verliehen werden – ein hochsymbolischer Akt.

 

Von der Leyen verlieh den Orden zuletzt 2014

Die fünfte Stufe des Ehrenzeichens füllte eine Lücke im Verdienstorden- und Einsatzmedaillenkasten der Bundeswehr. Konkret hatten der konservative Christdemokrat Jung sowie die ihn antreibenden Generäle und Reservistenverbände den Afghanistan-Einsatz im Blick, der wegen der Gefechte mit Aufständischen diverse Gelegenheiten bot, Aufopferungsbereitschaft im Feld zu beweisen. Kanzlerin Angela Merkel höchstselbst händigte das Ehrenkreuz erstmals am 6. Juli 2009 an vier Soldaten aus. Zu ihnen gehörte Hauptfeldwebel Henry Lukacs, der mit den drei Kameraden nach dem Selbstmordattentat eines Taliban mit der Erstversorgung von Verwundeten begonnen hatte, derweil auf einem Fahrzeug nahebei Munition in die Luft flog. Insgesamt 25 Mal kam der Orden bis Ende 2011 zur Geltung – stets wurden heroische Leistungen am Hindukusch gewürdigt. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nahm die Gelegenheit zuletzt 2014 wahr, als sie drei Angehörige des Calwer Kommandos Spezialkräfte (KSK) auszeichnete – einer von ihnen war bei Kundus gefallen.

Getrübtes Verhältnis zu übermäßiger Traditionspflege

Heute sind die Bundeswehrsoldaten immer noch gefährdet, bei der hochbrisanten Mission in Mali etwa. Doch Gelegenheiten, sich den Orden zu verdienen, gibt es offenkundig nicht mehr – oder die umstrittene Auszeichnung ist schon in Vergessenheit geraten. Von der Leyen hat zu übermäßiger Traditionspflege in der Truppe ohnehin ein getrübtes Verhältnis, wie auch die Wehrmachtsdebatte gezeigt hat. In ihrem Traditionserlass geht sie auf Distanz zur Vergangenheit. Ihr sind Kitas oder Arbeitszeiterfassung wichtiger, damit die Streitkräfte im Wettbewerb um den Nachwuchs mithalten können. Den jüngsten Werbekampagnen zufolge definiert sich der moderne Soldat daher auch über alles Mögliche – aber nicht über Tapferkeit.