Es ist das zweitgrößte Neubauprojekt in Stuttgart nach dem Rosensteinviertel – der Eiermann-Campus in Stuttgart-Vaihingen soll Wohnraum für 4000 Menschen schaffen. OB Kuhn spricht von einem wichtigen Signal in der Wohnungsdebatte.

Stuttgart - Auf dem früheren Eiermann-Campus im Stuttgarter Stadtbezirk Vaihingen soll vom Jahr 2020 unter dem Namen Garden Campus ein neuer Stadtteil mit Wohnungen für insgesamt knapp 4000 Menschen entstehen. Der neue Investor, die Schweizerische SSN-Group mit Sitz in Zug, die das Projekt im April 2017 von der Gerch-Group um den Geschäftsmann Matthias Düsterdiek erworben hat, stellte am Dienstag im Technischen Ausschuss die überarbeiteten Pläne für das Areal am Autobahnkreuz Stuttgart vor. Das Lob für die Planungen fiel einhellig positiv aus – auch seitens der CDU-Fraktion, die die Eignung des Standorts für Wohnen bezweifelt hatte und lieber mehr Gewerbe angesiedelt hätte.

 

Für OB Fritz Kuhn (Grüne), der das Projekt in den ersten Jahren seiner Amtszeit angestoßen hatte, ist die Zustimmung einer breiten Ratsmehrheit durchaus ein Erfolg - vor allem nach der harschen Kritik der Stadträte in den vergangenen Wochen an seiner Wohnungsbaupolitik. Entsprechend freute sich der Rathauschef über den Rückhalt aus dem Gemeinderat: „Das Projekt mit 1400 Wohneinheiten ist ein wichtiges Signal für den Wohnungsbau in Stuttgart.“

Kuhn beeindruckt von Sinneswandel der CDU

Beeindruckt zeigte sich Kuhn vom Sinneswandel der CDU. Die Fraktion hatte gemeinsam mit den Freien Wählern und dem Einzelstadtrat Ralph Schertlen noch vor knapp zwei Jahren gefordert, den Wohnungsanteil auf dem 19,5 Hektar (das entspricht einer Fläche von 27 Fußballfeldern) umfassenden Gelände auf 25 Prozent zu begrenzen. Das stieß auch bei der Stuttgarter Architektenschaft, aber vor allem bei den übrigen Parteien im Rathaus auf Unverständnis und Ablehnung.

Am Dienstag klang das dann aber ganz anders: „Kompliment für die Überarbeitung des Entwurfs. Er hat an Qualität gewonnen“, kommentierte Stadtrat Carl-Christian Vetter die Präsentation. Die CDU freue sich, dass man ihrem Wunsch nach zwei Drittel Wohnungen und einem Drittel Gewerbe entsprochen habe. Tatsächlich entsteht am Ortsrand von Vaihingen, wo bis 2009 der IT-Konzern IBM residierte, quasi ein neuer Stadtteil mit zugehöriger Infrastruktur: Kitas, eine Grundschule, eine Pflegeheim sowie Sportflächen, ein Hotel und ein Einkaufsmarkt sind Bestandteil des Konzepts. Das Projekt ist nach dem geplanten Rosensteinviertel das zweitgrößte städtische Wohnbauprojekt.

Arbeitsplätze für Start-Ups

Zentraler gewerblicher Schwerpunkt sollen die vier vom Architekten Egon Eiermann entworfenen, denkmalgeschützten Bürogebäude werden. Dort wollen die aus dem städtebaulichen Wettbewerb als Sieger hervorgegangenen Architekten (das Münchner Büros Steidle Architekten und Realgrün Landschaftsarchitekten) in erster Linie Arbeitsmöglichkeiten für Start-ups und Kreativunternehmen schaffen. Um einen zentralen öffentlichen Park mit einem See mit Tiefgarage gruppieren sich dann insgesamt drei Wohnviertel, in denen rund 3300 Menschen leben können. Weil auch auf dem Campus das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell SIM angewendet wird, werden 20 Prozent davon öffentlich geförderte Wohnungen sein.

Den Mittelpunkt des Areals bildet ein schmales Hochhaus. Städtebaulich originell und darüber hinaus zweckmäßig ist das sogenannte Schleifenhaus, das zum einen das neue Quartier gegenüber dem Verkehrslärm abschotten und zum anderen Platz für rund 400 Studentenwohnungen bieten soll. Das Gebäude wurde gegenüber dem Wettbewerbsentwurf nochmals verschlankt und um ein Stockwerk erhöht.

An Details des Verkehrskonzepts, das auch die Anbindung des Quartiers per Seilbahn vorsieht, wird noch gefeilt. Das Investitionsvolumen des Gesamtprojekts wird auf mehr als 900 Millionen Euro geschätzt. Der Baubeginn für das Projekt soll den Planungen zufolge im Jahr 2020 sein.