Ob mit dem Wetter, der Eurorettung oder dem Regierungskurs: manchmal kann man das Gefühl bekommen, wir Deutschen seien mit großer Lust unzufrieden. Dort, wo der Unmut politisch motiviert ist, mündet er in die Gründung sogenannter Protestparteien. Ihr Sinn und Zweck ist, das Gefühl diffuser politischer Unzufriedenheit zu bündeln, richte sie sich nun gegen Politisches im Speziellen oder Politik im Allgemeinen. Allein: die meisten mit viel Euphorie vorgenommenen Neugründungen beleben nur für kurze Zeit die Parteienlandschaft, dann fallen sie wie Hefeteig in sich zusammen. Zumindest in Deutschland, wo etwa die Hamburger Schill-Partei schnell wieder verschwand, sich derzeit die Piraten selbst zerlegen und die eurokritische Alternative für Deutschland ... Nun ja,da heißt es abwarten bis zur Wahl. Bis jetzt jedenfalls hat es in Deutschland nur eine Neugruppierung langfristig ins politische Spektrum geschafft: die Grünen. Warum? Anders als bei den meisten Protestparteien lag ihrer Gründung kein diffuses Unzufriedenheitsgefühlzugrunde, sondern das präzise Gespür für eine neue gesellschaftliche Konfliktlinie: Ökologie versus Ökonomie. Und dieser Konflikt lässtsich bis auf den heutigen Tag mit ein bisschen Protestzahnknirschen eben nicht aus der Welt schaffen.

Sabine Fischer