Eigentum ist eine Voraussetzung für Freiheit. Wie unfrei ein Mensch ohne Eigentum ist, können in Deutschland am ehesten jene beurteilen, die im Notfall fast alles vom mühsam Ersparten aufbrauchen müssen, bevor sie vom Staat Hartz IV bekommen. Eigentum kann in einem entfesselten Kapitalismus zur tödlichen Waffe werden. Die Wanderarbeiter in China und anderswo erleben es täglich. Das Grundgesetz ist weise. Es garantiert das Eigentum und betont dessen Sozialpflichtigkeit: „Eigentum verpflichtet.“ Die Garantie wird durchgesetzt.

 

Am Mut zu erklären, wozu Eigentum verpflichtet, mangelt es indes. Jene Ideologien, die das Eigentum gering geschätzt haben, sind untergegangen – einerseits. Andererseits ist das Verfassungsgebot, der Gebrauch des Eigentums solle auch dem Wohl der Allgemeinheit dienen, spätestens seit der großen Finanzkrise zur Lachnummer verkommen. Eine Gesellschaft aber, die beim Eigentum die Balance nicht hält, wird ebenfalls untergehen. Früher oder später.

Stefan Geiger