Maximilian Eberle aus Bad Cannstatt hat seine Heimat nach dem Abitur verlassen, um in den USA Musik zu studieren. Heute arbeitet der 25-Jährige in Los Angeles erfolgreich als Komponist für Filme, Serien und Videospiele – und kennt einige Stars und Sternchen.

Bad Cannstatt – - Kalifornien statt Cannstatt: Maximilian Eberle ist in Bad Cannstatt geboren und im Stadtteil Sommerrain aufgewachsen. Sieben Jahre besuchte er das Johannes-Kepler-Gymnasium. Sein Abitur machte er schließlich nach zwei Jahren am Albertus-Magnus-Gymnasium mit dem Profilfach Musik. Danach studierte er selbige mit Schwerpunkt Komposition für Film und Medien – zunächst in Santa Barbara, dann in Los Angeles, wo er heute als Komponist und Tontechniker arbeitet und lebt. An der Popmusic-School in Fellbach lernte Maximilian Eberle neben der Schule bei Andreas Vockrodt das Gitarrespielen, außerdem beherrscht er Schlagzeug sowie Keyboard. Im Interview erzählt der 25-Jährige, warum die deutsche Arbeitsmoral im Alltag hilfreich ist und was er am meisten an seiner schwäbischen Heimat vermisst.
Wann sind Sie aus Bad Cannstatt weggegangen und warum?
Im Herbst 2009. Ich wollte in den USA studieren und dort als Komponist arbeiten.
Der Plan ist aufgegangen. Wie genau sieht Ihr Alltag in Los Angeles aus?
In letzter Zeit arbeitete ich hauptsächlich an Musik für Fernsehserien und Videospiele. Ab und an toure ich noch mit unterschiedlichen Konzertserien wie zum Beispiel „Star Trek: Live in Concert” oder „Back to the Future in Concert”. Der Großteil meines Tages spielt sich im Studio ab. Komposition, Sounddesign, Aufnahme, Bearbeitung, Mixen – an sich ist jeder Tag unterschiedlich, aber generell habe ich von morgens bis nachts alle Hände voll zu tun.
Wie macht man Filmmusik?
Das ist eine gute Frage, die ich mir auch immer wieder gerne stelle, wenn ich ein neues Projekt anfange. Während ich manchmal ein Drehbuch oder andere Inspirationen im Voraus bekomme, arbeite ich meistens mit Bild und bin dabei im direkten Kontakt mit dem Kunden. Grundsätzlich spiele ich immer Instrumente – sei es ein virtuelles Orchester oder Synthesizer über mein Keyboard, Gitarre oder Percussion. Alles spielt sich am Computer mit Hilfe sogenannter Digital Audio Workstations ab. Die Zeiten in denen Filmkomponisten mit Papier und Bleistift ihre Musik schreiben sind, mit ein paar Ausnahmen, längst vorbei.
Was fasziniert Sie an der Arbeit?
Die kreativen Möglichkeiten, die Kollaborationen, die Abwechslung, das Endprodukt zu sehen, aber am meisten, dass ich Menschen unterhalten darf.
Sie arbeiten sehr viel – halten Sie das aufgrund Ihrer schwäbischen Gene durch?
Das ist eine Sache der Mentalität, denn ich sehe meine Arbeit nicht als Last. Im Gegenteil: Ich freue mich eigentlich, jeden Tag das Privileg zu haben, meinen Lebensunterhalt mit etwas, das mir so viel Freude bereitet, zu verdienen. Schaffe, schaffe, Häusle baue ist da glaube ich der falsche Ansatz, da mein Ziel ja nicht ist, mich halb zu Tode zu rackern, um mich dann zur Ruhe zu setzen. Deutsche Disziplin, Effizienz und Gründlichkeit sind jedoch hilfreich.
Wie lange wollen Sie diese Frequenz durchhalten? Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
An Wochenenden gelegentlich frei zu nehmen, wäre vielleicht ganz nett, aber an sich plane ich, diese Frequenz noch lange beizubehalten. Es macht Laune, Dinge zu erschaffen.
Was sind Ihre größten Projekte und Erfolge?
Das sind die jüngsten Projekte, an denen ich gearbeitet habe. Leider darf ich aus vertraglichen Gründen nur wenig verraten, aber das bald erscheinende Videospiel “XCOM 2” ist mit dabei. Unter Anderem war ich auch an den Fernsehserien “Deutschland ’83”, “Helix”, und dem Videospiel “Total War: Attila” beteiligt.
Wenn Freizeit bleibt, wie verbringen Sie die?
Da das meistens nachts der Fall ist, erkunde ich die kulinarische Vielfalt von L.A., treffe mich mit Bekannten und versuche, ab und zu mal ein Konzert zu besuchen; mit normalen Dingen würde ich mal sagen. Wenn ich tagsüber Zeit habe, gehe ich gerne Surfen oder Mountainbiken.
Wie lebt es sich in Los Angeles? Können Sie Parallelen zu Ihrer Heimat ziehen?
Los Angeles ist eine einzigartige Stadt – ganz anders als Stuttgart. Riesig, chaotisch, hektisch, traumhaft, gefährlich; man verbringt die gefühlte Hälfte der Zeit im Stau, und in etwa jede Kultur der Welt ist dort vertreten.
Kennen Sie denn auch Stars und Sternchen?
Ja, ich kenne ein paar, aber darüber spricht man nicht. Diskretion ist in meiner Branche sehr wichtig.
Wie oft kommen Sie nach Bad Cannstatt?
Nicht allzu oft, aber ich plane diesen Sommer mal wieder vorbeizuschauen.
Was vermissen Sie am meisten?
Abgesehen von Familie und Freunden, natürlich Spätzle mit Soß! Und die lokalen Biere.
Sollte ein Leser gerade einen Urlaub in L.A. planen, was muss er unbedingt sehen?
Die Standard-Touristenattraktionen wie Hollywood, Santa Monica, Venice Beach, Universal Film Studios, Disneyland etc. sind schon mal kein schlechter Anfang.
Und wenn die Bad Cannstatter ihren nächsten Film gucken: Worauf sollen sie achten?
Es genügt, es sich bei normaler Lautstärke bequem zu machen und nicht nebenher mit dem Handy zu spielen. Ein Film funktioniert, wenn alle Elemente in Harmonie sind. Wenn ich meinen Job richtig mache, sticht die Musik nicht mehr heraus, als sie muss, und trägt ihren Teil zur erzählten Geschichte bei.
Können Sie noch Filme gucken, ohne ständig nur auf die Musik zu hören?
Ich versuche es immer wieder und scheitere jedes Mal.