Das Max-Planck-Institut eröffnet in Tübingen einen Neubau, in dem Forscher die Welt von morgen mitgestalten.

Reportage: Akiko Lachenmann (alm)

Tübingen - Der Roboter Apollo hält das rote Band, Ministerpräsident Winfried Kretschmann darf es zerschneiden. In Teamarbeit haben Mensch und Maschine am Dienstagnachmittag den Neubau des Max-Planck-Instituts (MPI) für Intelligente Systeme in Tübingen eingeweiht. Und genau dieser Zusammenarbeit ist das neue siebengeschossige Gebäude auf der Waldhäuser Höhe in Tübingen gewidmet.

 

„Kein anderes Thema beflügelt derzeit die Fantasie der Menschen mehr als die Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz“, sagte Kretschmann in seiner Rede vor etwa 130 Gästen. Man assoziiere damit heutzutage einen „Megatrend“, von dem ein enormer Wachstumsschub ausgehen werde, aber vielleicht auch der Abbau vieler Arbeitsplätze. „Fest steht, dass künstliche Intelligenz die Welt stark verändern wird“, so Kretschmann. Entsprechend wichtig sei ihm, dass Baden-Württemberg als wichtiger Forschungsstandort dabei nicht nur zuschaue, sondern die Entwicklung mitgestalte. Dabei gehe es auch um den Umgang mit ethischen Fragen, welche die Technologie mitbringe.

Ein Trainingsgelände für den Roboter Athena im Untergeschoss

Für den neuen Leuchtturm für künstliche Intelligenz, der künftig rund 250 Personen beschäftigen wird, hat das Land tief in die Tasche gegriffen: 41 Millionen Euro hat 2011 die damalige schwarz-gelbe Landesregierung mit dem Ziel zugesagt, „eines der wichtigsten Forschungsfelder für den digitalen Wandel in Baden-Württemberg zu verankern“. Bisher verteilte sich der Tübinger Standort des MPI für Intelligente Systeme, das in Stuttgart einen zweiten Standort hat, auf vier Gebäude. Der Umzug in ein zentrales Gebäude eröffnet den Wissenschaftlern ganz neue Möglichkeiten: Im Untergeschoss befindet sich beispielsweise ein Trainingsgelände für den Roboter Athena, der dort lernen soll, Hindernisse zu erkennen und diesen auszuweichen. Andere Roboter lernen dort, die Beschaffenheit von Oberflächen zu erkennen.

Eine andere Halle wird in Kürze einen weltweit einzigartigen 4D-Ganzkörperscanner beherbergen, mit dessen Daten virtuelle Stellvertreter einer Person kreiert werden können. Auf dem Dach des Gebäudes soll ein Teleskop mit fünf nebeneinander liegenden Objektiven eingerichtet werden, mit dessen Hilfe Forscher mathematische Verfahren zur Korrektur astronomischer Bilder entwickeln wollen.

Die erstklassige Ausstattung ist das Eine, die Bauherren haben aber auch auf ein ansprechendes Ambiente geachtet mit einer Kaminecke am Eingang, offenen und hellen Räumen, die zum Austausch einladen, und grandiosen Blicken auf die Schwäbische Alb. „Wir wollen schließlich, dass die besten Köpfe bei uns landen und nicht ins Silicon Valley in die USA ziehen“, sagte Martin Stratmann, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Einst der Metallforschung gewidmet

Das 2011 gegründete MPI für Intelligente Systeme ist zwar eines der jüngsten Institute der Max-Planck-Gesellschaft, sein Vorgänger, das MPI für Metallforschung, blickt aber auf eine lange Historie zurück: 1921 wurde die Einrichtung als Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin gegründet. 1934 siedelte es über nach Stuttgart. Nach einem Richtungsstreit wurde das Institut 2011 umbenannt und neu ausgerichtet, der Standort in Tübingen kam hinzu. „Die Entscheidung fiel in einer Zeit, als nur Spezialisten mit dem Begriff Künstliche Intelligenz etwas anfangen konnten“, sagte Kretschmann. „Sie war goldrichtig.“