Ein Sprung in das trübe Gewässer der Hauptstadt: Bisher war das eher etwas für ganz Hartgesottene. Doch jetzt soll die Spree sauber werden. Zwei Künstler wollen ein Biotop in der Nähe der Museumsinsel schaffen – und die Politik findet das gut.

Berlin - Kraulen mit Blick auf den Berliner Dom, dem Wasser entsteigen wie die tönerne Aphrodite aus der Antikensammlung: die Utopie eines riesigen Spree-Schwimmbads an der Museumsinsel könnte tatsächlich wahr werden. Sowohl der Bund als auch Berlin werden nun Millionenbeträge in die Entwicklung dieser kühnen Idee stecken. Auf 750 Metern soll die Spree nun zu einem riesigen Schwimmbad umfunktioniert werden. Der eingemauerte Wasserlauf am historischen Gründungsort der Stadt könnte so wiedererweckt werden, auf eine sehr unkonventionelle und volksnahe Weise. Berliner Art eben.

 

Lange war dieser Plan in den Augen der Politik nicht mehr als ein sehr schöner Traumtanz. Die Idee zum Projekt „Flussbad Berlin“ kam zum ersten Mal Ende der 90er Jahre auf und stammt von einer Gruppe von Künstlern und Architekten um die Brüder Jan und Tim Edler, die die Idee immer weitertrieben. Vor zwei Jahren hat sich nun ein gemeinnütziger Verein gegründet, um das Projekt zu verwirklichen. Schon lange wird die Spree an dieser Stelle nicht mehr als Schifffahrtskanal benutzt. Aber der Fluss ist eingemauert – und so weit weg von den Menschen, dass er nicht zum Verweilen einlädt und als Wasserfläche kaum bemerkt wird. Mit dem Projekt Flussbad könnte sich das Verhältnis der Stadtbewohner zu dem Wasserlauf von Grund auf ändern. Aber wer will in diesem Schmodder schwimmen? Die Experten des Vereins glauben, dass es gelingen kann, das Wasser mit einem riesigen Schilfbecken und einer Biotoplandschaft im oberen Teil des insgesamt 1,6 Kilometer langen Schifffahrtskanals zu filtern. Damit würde zugleich ein grünes Band mitten in der Stadt entstehen.

Mit ihrem Projekt überzeugten sie jetzt eine Fachjury, die über Investitionen des Bundes in nationale Städtebauprojekte entscheidet – gelobt wurde die Idee, weil sie eine intelligente Lösung für den Umgang mit vorhandenen Ressourcen vorschlage und weil viele Menschen mitten in der Stadt daran teilhaben könnten. Das Flussbad wurde als eines von 21 nationalen Projekten ausgewählt – vier Millionen Euro stehen nun für die Weiterentwicklung zur Verfügung, 2,6 Millionen davon stammen vom Bund.