Um den Espan geht es diesmal in der Serie „Ein Stück Cannstatt“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von den US-amerikanischen Streitkräften genutzt und später aufgesiedelt. Heute beherbergt der Stadtteil mehr als 4200 Einwohner.

Bad Cannstatt - Espan, das klingt fast wie S-Bahn für den unkundigen Zuhörer. „Da fragen schon viele Leute noch mal nach“, sagt Lisa von Berg. Sie ist als Generationen- und Quartiersmanagerin des Anna-Haag-Mehrgenerationenhauses für den Stadtteil zuständig. Der ähnlich klingende Name passe ja auch gut zur Lage des Stadtteils, meint die 26-Jährige. Die rechteckige, 117,7 Hektar große Fläche ist im Norden und Westen komplett von den S-Bahn-Gleisen begrenzt, im Süden von der Stadtbahn. Tatsächlich ist es ein süddeutscher Begriff, der ein Gebiet in der Nähe einer Siedlung bezeichnet, das als Weideland genutzt wird.

 

„In den 90er Jahren ist der Bereich aufgesiedelt worden, nachdem die US-amerikanische Armee den Standort aufgegeben hat“, erzählt von Berg. Es sei in kurzer Zeit ein neues Wohngebiet auf einen Streich entstanden – so habe sich beispielsweise keine historisch gewachsene Mitte entwickeln können. Ihr Wissen über den Stadtteil hat von Berg von Rainer Becker. Der ist ortshistorisch interessiert und hat ihr bei ihrem Start als Quartiersmanagerin vor zwei Jahren von der Geschichte des Stadtteils erzählt. „Ohne diese Mitte fehlte so etwas wie ein Treffpunkt, eine Identität des Stadtteils“, sagt von Berg. Diese Lücke habe man mit der Position eines Quartiersmanagers schließen wollen, der den Rahmen für Begegnung und Aktivitäten schafft.

Stadtteilprospekt und neu konzipiertes Pankraz-Fest

Die 26-Jährige ist Teil der Espaner Aktionsgemeinschaft, einem Verbund von Institutionen, Organisationen und Bürgern aus dem Stadtteil. „Wir treffen uns dreimal im Jahr und planen verschiedene Aktionen“, erklärt von Berg. Ziel ist es, den Stadtteil zu beleben und die Menschen zusammenzubringen. Ein Projekt war beispielsweise „Mein Weg in den Espan“, das 2015 mit einer Ausstellung abgeschlossen wurde. Auf Grundlage dessen soll nun ein Stadtteilprospekt entstehen, der im Sommer 2017 erscheinen wird. In dem Faltblatt werde man eine Karte des Stadtteils mit allen Institutionen finden, einen geschichtlichen Abriss und Material der Ausstellung.

Auch an einer Neukonzeption des Pankraz-Festes, das jedes Jahr zu den Eisheiligen im Stadtteil veranstaltet worden ist, sei die Espaner Aktionsgemeinschaft dran, erzählt von Berg. „Wir stellen uns einen Stadtteilbrunch an wechselnden Orten vor.“ Der sei dann auch unabhängig vom Wetter, das zum Zeitpunkt des Straßenfestes oft schlecht gewesen sei.

Das Anna-Haag-Haus befindet sich seit 2007 im Espan – und zwar dort, wo einst das Casino der Militärangehörigen gewesen ist. Eine Erinnerung an den ehemaligen Armeestandort jedenfalls ist geblieben: Der „John-F.-Kennedy-Tree“, der direkt hinter dem Anna-Haag-Haus und neben dem Krankenhaus Bad Cannstatt steht. Die Forstverwaltung Baden-Württemberg hat die Tanne im November 1963 in Erinnerung an den ermordeten US-Präsidenten an das 5th General Hospital gestiftet. Einwohner:
4217 Fläche:
117,7 Hektar Besonderheit:
ehemaliges US-Militärgelände