Blumensträuße, Metallbuchstaben, Kerzen: Auf Friedhöfen ist nichts sicher vor Dieben. In Kirchen sieht es ähnlich aus. Im Südwesten entstand im vergangenen Jahr dadurch auf Friedhöfen und in Kirchen ein hoher Schaden.

Stuttgart - Umgeworfene Grabsteine oder ein zerstörter Altar - Diebe haben in Kirchen und auf Friedhöfen im Südwesten im vergangenen Jahr einen Schaden von mehr als einer halben Million Euro angerichtet. Die Zahl ist seit Jahren ähnlich hoch, wie ein Sprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA) sagte. Kirchen beklagen vor allem auch den immateriellen Schaden. Diebeszüge auf Friedhöfen sind demnach für Hinterbliebene oft belastend.

 

Das LKA verzeichnete 2015 insgesamt 663 Fälle von Kriminalität auf Friedhöfen und 598 Delikte in Kirchen. Der Schaden belief sich auf 555 970 Euro - 2011 lag die Schadenssumme bei 540 101 Euro. Die Täter zu fassen, gestalte sich schwer. „Bei den wenig ermittelten Tätern handelt es sich überwiegend um reisende Täter.“

Zunehmende Gewalt

Der Sprecher der Erzdiözese Freiburg, Robert Eberle, sagt: „Was uns Sorgen macht, ist die zunehmende Gewalt gegen kulturelle Dinge durch Vandalismus.“ Das Problem seien vor allem die Reparaturkosten. Die Erzdiözese Freiburg versucht daher, gegen Diebe und Randalierer vorzugehen. Im Voraus soll Sicherheits- und Alarmtechnik die Diebe aufhalten.

Wird etwas gestohlen, arbeitet die Erzdiözesen nach eigenen Angaben eng mit der Kriminalpolizei zusammen. Die Mitarbeiter liefern den Ermittlern dem Sprecher zufolge Daten und Bilder. „Wer Diebesgut verkaufen will, wird rasch erwischt.“ Der immaterielle Schaden ist meist jedoch groß. „Es handelt sich oft um geweihte Gegenstände, die teilweise jahrhundertelang in der Liturgie eingesetzt wurden.“ Der Begriff bezeichnet religiöse Feiern und Zeremonien.

Nur große Fälle gemeldet

„Die Gemeinden zahlen Schäden unter 1500 Euro aus dem eigenen Haushalt“, erklärt die Sprecherin der Evangelischen Landeskirche Baden in Karlsruhe, Doris Banzhaf, „daher melden sie nur große Fälle.“

Die 2016 vom LKA registrierten Delikte auf Friedhöfen reichen dem Sprecher zufolge von Grabschmuck-Diebstahl, über umgeworfene Grabsteine bis zu Beschädigungen von sogenannten Aussegnungshallen. Hinzu kommen Sachbeschädigungen an Geräten der Friedhofsgärtner. Der gestiegene Metallpreis hat die Zahl der Fälle laut LKA in die Höhe schnellen lassen.

Wenn persönliche Dinge von Gräbern gestohlen werden, ist das für die Angehörigen meist schmerzhaft - der materielle Wert spielt eine kleine Rolle. Eberle: „Betroffene sind deswegen geschockt. Das ist Diebstahl mit Störung der Totenruhe durch pietätlose Ganoven.“