Für Freunde ist es selbstverständlich, meine Eltern mal abzuholen oder mitzunehmen. Der beste Freund meines Vaters würde ihn auch nachts um drei überall hinfahren, wenn er seine Hilfe bräuchte. Geld ist da kein Thema. Dennoch revanchieren sich meine Eltern gern mit einem Abendessen. Für längere Strecken bieten sie Benzingeld an. Meine Mutter wird als Beifahrerin geschätzt, weil sie nie dreinredet – sie kennt sich ja nicht aus.

 

Mir zum Beispiel sind Verkehrsschilder ein Rätsel. Ich weiß auch beim besten Willen nicht, wie ich die Fahrradprüfung in der vierten Klasse bestanden habe. Einmal hat mich ein Freund auf einem Feldweg ans Steuer seiner Ente gelassen. Nach fünf Metern lag die Radkappe auf dem Asphalt und wir steckten im Acker fest.

Meine Eltern würden gar nicht ausschließen, im Alter noch eine Führerscheinprüfung abzulegen. Wenn es gar nicht anders geht, sollten sie etwa regelmäßig zum Arzt müssen und anders nicht hinkommen. Mit zunehmendem Alter schwindet die Flexibilität, sagt meine Mutter. Man merkt, dass das Verreisen schwerer fällt, vor allem mit viel Gepäck, sagt mein Vater. Die beiden buchen jetzt lieber komfortable Reisen mit wenigen Umsteigestationen und mit längeren Zwischenaufenthalten, auch wenn das etwas mehr kostet.

Manchmal fällt mir auf, dass sich Leute, die ich nach dem Weg frage, bei Entfernungen völlig verschätzen. Haben Autofahrer ein anderes Gefühl für Strecken? „Eine halbe Stunde Fußmarsch“ entpuppt sich dann als nur ein Kilometer Weg. Oft rät man mir sogar von einem Spaziergang ab: „Dahin können Sie nicht laufen, das ist eine Stunde von hier.“ Dann geh ich einfach los.