Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten und ich war eigentlich nie Fußballfan - bis ich mal beim VfB Stuttgart war. Unsere Autorin sehnt sich nach dem gemeinsame Anfeuern der Mannschaft, dem Leiden im Kollektiv und den Jubelgesängen mit wildfremden Fans.

Stuttgart - Hätte mir vor drei Jahren jemand gesagt, dass ich am Samstagabend in der Cannstatter Kurve stehen und beim Torjubel fast mein Bier verschütten werde, hätte ich nur laut gelacht. Was ich nie für möglich gehalten habe, wurde im Neckarstadion Realität: Der Verein für Bewegungsspiele Stuttgart 1893 e.V. hat mich zum Fußballfan gemacht.

 

Welche Mannschaft ist der VfB nochmal?

Durch meinen Job in der Online-Redaktion der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten kam ich vor etwa drei Jahren mit dem VfB Stuttgart in Berührung. Zu meinem damaligen Dienst gehörte auch, dass ich bei VfB-Spielen an der Homepage sitze, den Ticker pushe, Twitter-Reaktionen aufschreibe, Bildergalerien bastle und jeden Spieler beim Namen kennen sollte. Gar nicht so lustig, wenn man kein passionierter Bundesliga-Fan oder Fifa-Gamer ist, wie der gefühlte Rest meiner Redaktionskolleg:innen.

Dieses "Wir"-Gefühl

Und trotzdem hat mich das Fantum irgendwie gepackt. Dabei war es nicht mal mein erster Stadionbesuch, der den Auschlag dazu gab. Ehrlicherweise habe ich damals nicht mal mitbekommen, dass angepfiffen wurde (und werde dafür noch immer durch den Kakao gezogen). Aber damals haben wir eh gegen Kiel verloren.

Dass ich "wir" sage, ist eben genau das Schöne daran: Gemeinsam die Mannschaft anfeuern, im Kollektiv leiden, mit Fremden jubeln und schreien. All das hat mit so großen Gefühlen zu tun, die mit Fangesängen, so viel Energie, Stadionwurst und Gänsehaut einhergehen und mich zum VfB-Fan gemacht haben.

Wie geht es eigentlich Saša?

Wann kehrt Saša Kalajdžić auf den Rasen zurück? Was machen Borna Sosas Rückenprobleme? Wer ist am Wochenende in der Startelf? Das sind die Fragen, die mich umtreiben, wenn ich an die Weiß-Roten denke. Ja, richtige VfB-Fans sind eben leidgeprüft.

Ich leide, weil mein Lieblingsspieler Saša Kalajdžić erst mit der österreichischen Nationalmannschaft gegen Italien das Wunder von Wembley verpasst hat, und nun wieder verletzt ist. Wenn es richtig laut im Fanblock wird und dann doch noch der verdammte Ausgleichstreffer des Gegners kommt. Ich leide mit, wenn sich der VfB in der Mercedesstraße selbst im Weg steht. Ein Spiel dauert eben nicht nur 90 Minuten oder bis es der Schiedsrichter abpfeift.