Einfamilienhäuser In Wendlingen gibt es Bauplätze – und keiner will sie

Die Erschließung im Wendlinger Neubaugebiet Steinriegel läuft bereits. Foto: /Kerstin Dannath

Zum zweiten Mal versucht die Stadt Wendlingen, Baugrundstücke zu versteigern. Doch das Interesse ist verblüffend gering. Woran das liegt – und warum die Auktion obendrein zum Politikum wurde.

Weil bei der ersten Versteigerung im September nicht alle Bauplätze für Einfamilienhäuser in einem Wendlinger Neubaugebiet Interessenten gefunden hatten, kommen sieben kommunale Grundstücke am 16. April erneut unter den Hammer. Die Vorgehensweise des Rathauses hatte zu einigem Unmut geführt. So wurde zunächst der Verdacht geäußert, die Stadtverwaltung wolle mit der Auktion die Preise für die Flächen in dem Gebiet Im Steinriegel in die Höhe treiben. Das lag den Verantwortlichen laut Jens Fritz, dem Leiter der zuständigen städtischen Stabsstelle, jedoch fern.

 

Sollte die Stadt Einfamilienhäuser subventionieren?

Ursprünglich wollte die Stadt ihre 17 Bauplätze für Einfamilienhäuser tatsächlich anders vermarkten: Neun Grundstücke hätten demnach ebenfalls nach dem Höchstpreisverfahren vergeben, also versteigert werden sollen. Beim Verkauf der übrigen acht Bauplätze sollten – wie schon zuvor bei den Reihenhausgrundstücken im selben Gebiet – jedoch soziale Kriterien ausschlaggebend sein. Nach längerer Diskussion beschloss der Gemeinderat im Juli 2021 allerdings auf Antrag der CDU einstimmig, alle 17 kommunalen Bauplätze für Einfamilienhäuser an den Höchstbietenden zu verkaufen. Dabei spielte neben der Frage, wie zeitgemäß diese Wohnform überhaupt noch ist, auch das Argument eine Rolle, ob die Kommune Interessenten subventionieren sollte, die sich ein frei stehendes Einfamilienhaus leisten können. Die Mehreinnahmen, die beim Verkauf der acht Bauplätze erzielt werden – also alles, was über dem damals geltenden Bodenrichtwert von 780 Euro pro Quadratmeter liegt – will die Stadt stattdessen in den sozialen Mietwohnungsbau stecken.

Bei der Versteigerung im September wurden jedoch nur für 13 Grundstücke Gebote abgegeben. Die Käufer kamen allesamt aus der Region, preislich blieb alles im erwarteten Rahmen: Der Mindestpreis für die Gebote lag beim mittlerweile aktuellen Bodenrichtwert von 800 Euro pro Quadratmeter. Der niedrigste Quadratmeterpreis lag tatsächlich beim Bodenrichtwert von 800 Euro, der höchste betrug 890 Euro. Durchschnittlich wurden 831 Euro pro Quadratmeter erzielt.

Einige Käufer sind wieder zurückgetreten

Für vier Grundstücke fand sich indes kein Interessent. Mittlerweile sind zudem drei Bieter, die einen Zuschlag erhalten hatten, von ihrer Kaufabsicht zurückgetreten: „Aus ganz unterschiedlichen Gründen“, wie Fritz sagt. Sie reichten von einer unerwarteten Krankheit bis hin zu finanziellen Problemen. Das Interesse für die zweite Versteigerung sei bislang ebenfalls eher verhalten, räumt der Wendlinger Wirtschaftsförderer ein: „Wir werden nicht gerade mit Anmeldungen überrannt.“ Fritz erwartet daher nicht, dass die Gebote diesmal in unendliche Höhe gehen werden: „Mondpreise sind eher unwahrscheinlich.“ Als Grund nennt er die steigenden Zinsen, die die Baukosten in die Höhe trieben: „Das nagt an allen.“

Damit die Wendlinger Grundstücke nicht zu Spekulationsobjekten werden, müssen potenzielle Käufer zudem einige Kriterien erfüllen. So sind zur Versteigerung nur natürliche Personen zugelassen, und pro Person kann nur ein Grundstück erworben werden. Der Käufer verpflichtet sich zudem, binnen fünf Jahren ein Wohngebäude zu errichten, das er mindestens zehn Jahre lang selbst als Erstwohnsitz nutzt. Bis zum Ablauf dieser Frist darf das Grundstück nicht an Dritte veräußert werden.

Günstigere Quadratmeterpreise sind kein Thema

Wie es weitergeht, falls nach der zweiten Runde erneut Bauplätze übrig bleiben, vermag Fritz nicht zu sagen: „Ich nehme an, die Thematik wird dann erneut im Gemeinderat verhandelt.“ Fakt ist aber, dass sich die Kommune an den Bodenrichtwert halten muss – mit dem Preis herunter zu gehen, sei rechtlich nicht möglich. Im Steinriegel laufen die Erschließungsarbeiten indes bereits auf Hochtouren. Stand heute sind ab September dann die privaten Bauherren am Zug.

Weitere Themen