Einkaufen in Mönchfeld Hoffen auf Belebung der Ortsmitte

Der Getränkemarkt ist leer. Was der neue Besitzer dort macht, ist offen. Foto: Iris Frey

Nachdem jetzt ein Getränkemarkt das Ladenzentrum verlassen hat, der auch Obst und Gemüse bot, hat sich die Versorgungslage in Mönchfeld weiter verschlechtert.

Lokales: Iris Frey (if)
Von Iris Frey

Die FDP-Bezirksbeiratsfraktion hatte auf die schwierige Einkaufssituation in Mönchfeld aufmerksam gemacht und in einem Antrag Mitte März gefordert, dass die Stadtverwaltung bitte aufzeigen möge, wie die Entwicklung der Nahversorgung in Mönchfeld gewährleistet wird. Der Bezirksbeirat Mühlhausen hatte den Antrag befürwortet.

 

FPD-Bezirksbeirat Michael Sommerer hat in dem Antrag darauf aufmerksam gemacht, dass Getränke Müller Ende März das Ladenzentrum verlässt. Dies ist inzwischen geschehen. Die BW-Bank habe nur noch einen Geld- und Kontoauszugsautomaten dortund die Bäckerei nur noch halbtags offen. Wie sich nun die Lage für die angesprochenen Ladenflächen und Geschäfte entwickelt, das will nun der Bezirksbeirat wissen.

Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann erklärte auf Nachfrage, dass die Wirtschaftsförderung, der Bund der Selbstständigen (BDS) und er gerne das Einkaufszentrum neu ordnen oder neu aufstellen würden, sie da aber wenig Einfluss hätten. Der Grund: Die Eigentümerstruktur des Ladenzentrums sei so zerfleddert. Schwierig sei auch, dass die Stadt dort keine Flächen besitze.

In der Vergangenheit hätten Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler und in der Nachfolge er versucht, die Eigentümer des Ladenzentrums zu überzeugen, gemeinsam etwas zu verbessern. Das habe nicht funktioniert. Deshalb hätten sie nun überlegt, wo sie Einflussmöglichkeiten haben. Es sei fatal, dass der Getränkeladen aus dem Einkaufszentrum raus musste, so Bohlmann. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart versuche nun, mit dem neuen Eigentümer Kontakt aufzunehmen und den Wunsch vorzubringen, dass es sehr nützlich wäre, wenn hier im Ladenzentrum ein kleiner Lebensmittelladen oder ähnliches eröffnen könnte.

„Das wäre aus unserer Sicht zwingend notwendig“, so Bohlmann. Es sei tragisch, dass die Anwohner zum Einkaufen von Lebensmitteln gänzlich nach Freiberg abwandern müssen oder nach Mühlhausen. Gerade auch die drei großen Wohneinheiten, die dort unweit gerade am Mönchfeldplatz gebaut werden, würden Einkaufspotenzial bringen. „Nahversorgungsmäßig ist es eine Katastrophe“, so Bohlmann. Die BW-Bank werde seinen Angaben zufolge noch ein Jahr warten, bis sie entscheide, was sie mit dem Standort mache, ob sie sich ganz zurückziehe. Auch hier gebe es Überlegungen der Wirtschaftlichkeit. Der Bezirksvorsteher sieht jedoch die Notwendigkeit, gerade auch mit Blick auf die vielen älteren Bewohner, sich hier mit Geld versorgen zu können. Eine andere Bank gibt es im Ladenzentrum nicht mehr, die zumindest einen Geldautomat bietet. Die Wirtschaftsförderung werde bei der Bäckerei nachfragen, was sie am Standort plane. Es mache ihm und dem Bezirksbeirat Bauchschmerzen, dass es jetzt keine Frequenzbringer mehr in Mönchfeld gibt. Freitags kommt noch vormittags ein Metzger mit seinem Wagen. Doch sonst gibt es nichts mehr in fußläufiger Entfernung für die Mönchfelder.

Vor Jahren war zuletzt die Einrichtung eines Wochenmarkts auf dem Mönchsteinplatz gescheitert. Die Nachfrage war zu gering. Zu viele Bewohner hätten außerhalb Mönchfelds eingekauft. Bohlmann hofft nun, dass sich so etwas wie ein Bonus-Markt oder ein M-Laden im Einkaufszentrum einrichten lässt. Doch es komme darauf an, was der Eigentümer vorhabe. Auch der BDS mache sich Sorgen, so Bohlmann, dass immer mehr Geschäfte schließen.

„Für ein Ladenzentrum wie in Mönchfeld ist es sehr bedauerlich, dass durch den Wegfall des Getränkehandels aufgrund einer anderen Nutzung der Ladenfläche ein weiteres Geschäft für den täglichen Bedarf für die wohnortnahe Versorgung weggefallen ist, zumal dort auch noch Frischeprodukte wie Obst und Gemüse sowie Zeitschriften und ähnliches angeboten wurden“, sagt Waltraud Mönch, Vorsitzende des Bundes der Selbständigen Mühlhausen. Konsequenzen mit einer Schließung des SB-Service-Centers der BW-Bank, die sich an betriebswirtschaftlichen Größen, Standortfaktoren sowie der Nutzungssituation ausrichtet, sind eine mögliche Folge der nachlassenden Attraktivität des Ladenzentrums.

Das Ladenzentrum in Mönchfeld sei, so Mönch, inzwischen in die Jahre gekommen und genüge leider auch nicht mehr den Ansprüchen der heutigen Zeit. Der Betreiber-Mix der sechziger Jahre sei einmal durchaus attraktiv gewesen und habe auch zu manchem Schaufensterbummel eingeladen. „Auch ein ansässiger Verbrauchermarkt war damals in seiner Größe einzigartig im weiteren Umfeld“, so die BDS-Vorsitzende.

Heute sei dies leider nicht mehr so. Auch die Parkplatzsituation sei nicht gerade einladend respektive kundenfreundlich. „Der BDS Mühlhausen hatte sich bereits vor Jahren für eine Verbesserung der Gesamtsituation für die Gewerbetreibenden in Mönchfeld eingesetzt. Leider war das Ergebnis aufgrund der unterschiedlichen Interessenlage der Anteilseigner nicht weiter zielführend“, erklärt Mönch.

Gerade in Mönchfeld zeichnet sich bereits seit Jahren ab, dass die Nahversorgung der Bewohner zurückgehe. Leider gibt es dort keine weiteren Einzelhandelsalternativen. Auch Mönch erinnert daran, dass der eingeführter Wochenmarkt wieder abgesagt wurde. Wünschenswert wäre, wenn sich als Interimslösung doch noch eine geeignete Ladenfläche für einen Verbrauchermarkt als Basisversorgung für die dortigen Bewohner einrichten ließe, so Mönch.

Der BDS befürworte grundsätzlich eine wohnortnahe Grundversorgung und setzt sich dafür ein, dass bei geplanter Wohnbebauung auch Einzelhandel, Handwerk, Dienstleister und Gewerbetreibende sowie Freiberufler mit ihren Praxen entsprechend mit einbezogen werden müssen.

Mönchfeld sei kein Einzelfall, so der Bezirksvorsteher: „Man hat das Gefühl, der Bezirk blutet aus“, sagt Bohlmann. In Mühlhausen hat zuletzt ein Blumengeschäft geschlossen und ein Friseur. Auch im Kaufpark in Freiberg gebe es in den Schrägflächen Bereiche, für die sich keine potenziellen Mieter finden. Auch das sei unbefriedigend.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu Stuttgart-Mühlhausen Mönchfeld