In Rechberghausen ist ein Waldkindergarten eröffnet worden. Schon beim Eröffnungsfest konnte man sehen, wer ein echtes Waldkind ist und wer einen normalen Gruppenraum besucht.

Rechberghausen - Auf den ersten Blick hat der neue Waldkindergarten bei Rechberghausen schon am ersten Tag völlig überfüllt gewirkt. Doch zur Einweihung waren zwei Dutzend Kinder aus dem katholischen Kindergarten zu Besuch und brachten dem jüngsten Kind der Hausemer Betreuungslandschaft ein Ständchen. Geübte Beobachter konnten allerdings schnell herausfinden, wer die echten Waldkinder waren: Festes Schuhwerk, wo andere sich in Ballerinas oder Sneakers kleiden, Cargohosen statt Kleidchen oder sicherheitshalber gleich die Matschhose, mag die trügerische Sonne noch so scheinen.

 

Der Graf gibt gerne seinen Wald

In Rechberghausen waren die Skeptiker („Was sollen die Kinder denn draußen im Regen“) schon vor eineinhalb Jahren verstummt. Damals entschied sich der Gemeinderat für die Einführung eines Waldkindergartens. Drei verschiedene Standorte waren untersucht worden. Am Ende machte der Spielplatz am Rand des Riedwäldles zwischen Rechberghausen und Wangen das Rennen. Sandkasten, Schaukel und Rutsche wären also schon einmal vorhanden. Der Wald übrigens ist in Besitz des Grafen von Degenfeld, der ihn gerne zur Verfügung stellt.

Neuerdings steht an dem weiterhin öffentlich zugänglichen Spielplatz ein nagelneuer großer Bauwagen. Dieser dient allerdings nur als Toilette, Umkleide und allenfalls als Notunterkunft. Denn der Kindergarten spielt sich Sommers wie Winters im Freien ab. So stehen kleine Hocker aus Baumstämmen vor dem Bauwagen im Kreis. Auf einem Stock thront mittendrin ein Plüschtier. Elvira, die Eule, soll zur besten Freundin der Waldkinder avancieren und sie künftig bei Wind und Wetter in die Geheimnisse der Natur einweihen. Und dann lockt am Waldrand noch ein hölzernes Reh und ruft zur Pirsch. „Alles andere darf noch werden. Die Kinder dürfen sich das Gelände und den Wald nach und nach erobern“, erklärt Julia Stadelmaier, die Leiterin des Waldkindergartens. Sie hat im Waldkindergarten in Esslingen bereits Erfahrung gesammelt. „Das Umfeld wird sich ständig verändern“, ahnt sie schon. Ein nahes, kleines Bächlein werde wohl bald überbrückt sein und zwischen den Fichten ein aus Zweigen geschichtetes Sofa zum Verweilen einladen.

Die Zufahrt ist noch illegal

Auch die Gemeinde baut noch um. Noch ist die Zufahrt zum Waldkindergarten illegal. Allerdings besitzt die Kommune in unmittelbarer Nähe ein Grundstück, auf dem sie jetzt einen Parkplatz für die Eltern bauen will. „Der Bauantrag ist gestellt und dann kann man auch bis dorthin fahren“, erklärt Claudia Dörner die Bürgermeisterin, die es sich nicht hatte nehmen lassen, allen Kindern, auch den singenden Gästen aus dem Dorf, Gummibärchen zur Einweihung mitzubringen.

„Die Suche nach einem Grüngutplatz oder das neue Feuerwehrauto sind sicher wichtig, doch bei einem Kindergarten geht es noch viel mehr um eine wichtige Investition in die Zukunft“, betonte Dörner. Sie sei froh, dass es diesen Waldkindergarten nun gebe. „Wir hatten nicht mehr viele freie Kindergartenplätze im Ort.“

Der Bauwagen füllt sich langsam

Doch nicht nur Rechberghäuser Familien interessieren sich für den Waldkindergarten. Auch für Kinder aus den Nachbargemeinden ist das Angebot attraktiv. Noch waren es nur fünf Knirpse, die den ersten Waldkindergartentag gefeiert haben, doch bis zum Frühjahr sollen es schon elf sein. Insgesamt stehen 20 Plätze zur Verfügung.