Auf der Königstraße in Stuttgart kündigen sich Veränderungen im Einzelhandel an. Auch ein Apple-Store ist offenbar im Gespräch.

Stuttgart - Der Einzelhandel in der Innenstadt wächst und wächst. Mehr denn je drängen internationale Filialisten vor allem auf die Königstraße. Um in Stuttgarts erster Reihe einen Laden zu bekommen, ist ihnen fast jedes Mittel recht. Immer öfters berichten Makler von hohen Ablösesummen, die dafür geboten werden, dass ein begehrter Laden vom Vormieter frei gemacht wird. Nicht selten bootet ein Filialist den anderen aus, indem eine höhere Miete bezahlt wird. Mittlerweile haben die Filialisten auf der Haupteinkaufsmeile einen Anteil von 71 Prozent erreicht, wie Jones Lang Lasalle in seinem jüngsten Marktbericht vermerkt - Tendenz weiter steigend. Diese Tendenz gelte auch für die Spitzenmieten, die bis zu 235 Euro monatlich für den Quadratmeter erreichten. "Stuttgart zählt zu den fünf teuersten Einzelhandelsstandorten in Deutschland und liegt gleichauf mit Hamburg", stellt das internationale Maklerunternehmen fest.

 

Für die Kundschaft bringt die Entwicklung entweder mehr Monotonie, indem ein Firmenname dann gleich zwei- oder dreimal vertreten ist, oder mehr Markenauswahl. Für beide Varianten gibt es aktuelle Beispiele. So folgt in der Königstraße 42 bis Herbst eine weitere Douglas-Parfümerie auf die Modekette H&M. Ein Schild im bereits leer geräumten Schaufenster verweist auf eine neue H&M-Filiale in der Königstraße 3. In der oberen Königstraße wirbt ein Transparent für Gerry Weber, die Markenfiliale löst bald die von Castro ab.

Auch ein Apple-Store ist im Gespräch

Die spannendsten Veränderungen kündigen sich bislang nur gerüchteweise an. So soll das Computerunternehmen Apple, das seit Jahren einen Spitzenplatz in Stuttgart sucht, mit der Commerzbank über die Königstraße 11 verhandeln. Ein Sprecher der Commerzbank wollte dazu nicht Stellung nehmen - ein Dementi hört sich anders an. "Keine Äußerung", sagt auch Christine Fischer vom gleichnamigen Modehaus zu Gerüchten, der Laden werde verkleinert, weil eine Teilfläche an Hollister verpachtet werde. Die Marke des US-Labels Abercrombie & Fitch drängt es auf die Königstraße.

Andere Marken begnügen sich auch mit dem Umfeld. So werden im Postquartier an der Kronenstraße demnächst die Sport- und Outdooranbieter Mammut und The North Face neue Läden eröffnen. Und das im Bau befindliche Einkaufszentrum Gerber an der Paulinenbrücke wird junge Labels wie Vero Moda, Pieces, Only, Vila und Jack & Jones nach Stuttgart bringen.

Kommentar zum Einzelhandel

Wie viele Läden verkraftet die Innenstadt eigentlich noch, mit wem wollen denn die vielen neuen Geschäfte noch Geschäfte machen, man kann den Euro durch nur einmal ausgeben, oder? Fragen wie diese geistern vielen Stuttgartern nicht erst in diesen Tagen durch den Kopf, wo sich gleich zwei große Einkaufszentren baulich auf den Weg machen, um den angestammten Handel der Landeshauptstadt aufzumischen, und ständig neue Filialisten Terrain in den Fußgängerzonen erobern.

Fragen wie diese sind in diesen Tagen mehr denn je berechtigt, denn der sich ankündigende Ladenboom hat durchaus explosive Ausmaße: Mehr als 200 Läden werden 2015 im ECE-Center hinter dem Hauptbahnhof eröffnen, 75 kurz davor im Gerber an der Paulinenbrücke, für dessen Betrieb mit dem Hamburger Unternehmen Koprian iQ übrigens ein Konkurrent der ECE den Zuschlag erhalten hat. Und kleinere Projekte wie die Neubebauung am Karlsplatz oder des Areals unterm Tagblattturm sind ja auch bereits „in der Pipeline“. Händler in Nebenlagen und vor allem auch in der Region müssen sich warm anziehen.

Vor diesem Hintergrund lässt sich durchaus nachvollziehen, dass die ECE als Betreiberin der Königsbau-Passagen dort verstärkt auf Gastronomie setzen will. Mit Essen und Trinken lässt sich an so zentraler Stelle noch mehr Kasse machen als mit Mode und Medien. Ob ein „Fresstempel“ hinter historischer Kulisse dem Schlossplatz guttut, steht freilich auf einem anderen Blatt. Die seinerzeit von der Stadt forcierte Idee, hinter dem Königsbau mit Stilwerk ein hochwertiges Handelsumfeld zu schaffen, ist auf jeden Fall dahin. Das ist mehr als schade.