Der ehemalige Daimler-Chef Edzard Reuter hat Tesla einmal als „kleinen Aufkömmling“ beschrieben, der sich seinen Aufstieg mit gewaltigen Verlusten verdient hätte. Seit rund vier Jahren schreibt Tesla rote Zahlen. Wie lange kann das noch so weitergehen?
Im ersten Halbjahr 2016 haben wir von unserem Model S in Westeuropa in unserem Segment mehr Fahrzeuge abgesetzt als jeder andere Premiumhersteller. In Amerika ist der Absatz in unserem Segment bei allen Marken um zwanzig Prozent zurückgegangen, während wir um 20 Prozent zugelegt haben. Das zeigt doch, dass wir mit unserer Meinung, ein gutes Fahrzeug zu haben, nicht allein dastehen. Und dass man mit Kundennachfrage im Rücken auch das Potenzial hat, Geld zu verdienen, sollte auch unbestritten sein. Man muss berücksichtigen, dass wir der Angreifer in einer Industrie sind, die enorm hohe Einstiegshürden hat. Man braucht im Automobilbau heute Patente, braucht Top-Personal, muss in Werke, Autohäuser und Entwicklungszenten investieren. Wenn wir diese Investitionen in die Zukunft stoppen würden, könnten wir sofort profitabel sein. Dann hätten wir eine Bruttomarge von 25 Prozent, um die uns ja insgeheim alle beneiden. Aber so gehen wir nicht vor. Wir reinvestieren um in Zukunft noch höhere Gewinne einzufahren.
Die Produktion soll bei Tesla bis 2018 von 80 000 bis 90 000 Autos auf 500 000 Autos jährlich steigen. Dazu muss das Unternehmen den Sprung in die Massenproduktion schaffen. Wie groß ist die Herausforderung?
Ich sehe da keine größeren Probleme. Der Sprung vom ersten Tesla, dem Roadster, der pro Jahr 700 Mal hergestellt wurde, auf eine Großserienfertigung des Model S zu gehen, war viel herausfordernder. Damals haben wir viel Erfahrung gesammelt, die uns jetzt unglaublich viel nützt.
Gleichwohl hat es den Anschein, dass unternehmerischer Mut und Übermut bei Tesla bisweilen nah beieinander liegen. Bei der Nutzung des Tesla-Autopiloten ist es zu mehreren Unfällen gekommen. Ist man nicht zu weit gegangen, indem man den Kunden den falschen Eindruck vermittelt hat, dass damit autonomes Fahren möglich sei?
Ich sehe keinen Übermut. Sie spielen auf den extrem tragischen Unfall in den USA an. Wir bedauern das sehr. Es ist aber auch wichtig zu betonen, dass wir von Anfang an deutlich gemacht haben, dass es sich bei dem Autopiloten um ein Assistenzsystem handelt, das die Fahrt sicherer machen soll, das aber immer eines aufmerksamen Fahrer bedarf, der die Hände am Steuer hat.
Der US-Senat und die Aufsichtsbehörden beschäftigen sich mit dem tödlichen Tesla-Unfall. Wie ist der Stand und mit welchen finanziellen Risiken auf das Unternehmen rechnen sie, etwa in Form von Schadenersatz-Forderungen?
Die Angelegenheit ist noch in der Prüfung. Mit finanziellen Risiken rechnen wir nicht, weil wir alle formellen Pflichten, die ein Autohersteller hat, eingehalten haben.
Vor kurzem ist ein Tesla bei einer Testfahrt in Südfrankreich in Flammen aufgegangen. Das gab es vorher schon einige Male. Sind die Autos wirklich sicher?
Die Sicherheit der Fahrzeuge war immer Teslas oberste Priorität. Dies zeigt sich auch daran, dass das Model S mehrfach fünf Sterne und damit die Höchstbewertung bei den Tests der europäischen Crashtest-Organisation Euro-NCAP erhalten hat. Bei dem Auto, das in Frankreich Feuer fing, konnten alle Insassen das Fahrzeug nach einer Warnung selbstständig verlassen. Niemand wurde verletzt. Tesla arbeitet mit den Behörden zusammen um die Ursache des Feuers zu untersuchen.