Mit zwei Fesselballonen, einer Luftbar und Attraktionen rund um die Geschichte vom Kleinen Prinzen lockt ein neuer Themenpark ins Elsass.

Ungersheim - Hübsch sieht er aus von oben, der Parc du Petit Prince. Die Farben Rot und Silber dominieren Gebäude, Dächer und Spielgeräte. Aufgeregt zeigen die Kinder im Korb des Fesselballons ihren Eltern, wo sie hinwollen nach der Landung. 150 Meter über dem Boden schwebt der „Ballon des Laternenanzünders“. Die Aussicht an diesem sonnigen Tag ist prima: Felder in Gelb und Grün, die Rebengärten der Elsässischen Weinstraße, die Vogesenkette mit Hartmannsweiler Kopf und Grand Ballon (!) auf der einen, der Schwarzwald auf der anderen Seite. Und ganz hinten, darauf weist der nette, junge Ballonlenker hin, sieht man sogar die Schweizer Alpen. Der Zehn-Minuten-Trip in den beiden Helium-Ballonen ist ein Höhepunkt des Mitte Juli offiziell eröffneten Prinzenparks für Kinder von zwei bis 12 Jahren und Erwachsene, „die sich an ihre Kindheit erinnern“.

 

Elf Millionen Euro investierten die beiden privaten Betreiber in die Umgestaltung des 24 Hektar großen Parks Bioscope, der 2012 wegen eines riesigen Schuldenbergs geschlossen wurde. Die neuen Chefs verdienen ihr Geld mit dem Verkauf von Fesselballonen, auch Disneylands gehören zu den Kunden. Und sie sind Fans des Bestsellers von Antoine de Saint-Exupéry. „Le Petit Prince“ („Der Kleine Prinz“), 1943 erstmals erschienen, wurde 150 Millionen Mal verkauft und in 285 Sprachen übersetzt. Und da der Autor seinen Helden mit dem „weizenblonden“ Haar und „dem ewigen gelben Schal“ auch zeichnete, gibt es reichlich Vorlagen für Filme. Und die sind wichtig, wenn es im Elsass stürmt oder gießt. Dann nämlich müssen die Fesselballons am Boden bleiben und die Besucher sich anderweitig amüsieren.

Das Siegerteam wird bejubelt

In 3-D und 4-D spielen sich in großen Kinos die Abenteuer des Kleinen Prinzen ab - teilweise auch in deutschsprachigen Vorstellungen. Der verlässt seinen winzigen Asteroiden B 612 und trifft auf anderen Ein-Mann-Planeten „sehr, sehr wunderliche“ große Leute - den Laternenanzünder etwa, den Säufer oder den König. In den Zeichentrick- und Animationsfilmen darf der kleine Held mit dem Schwert schaurige Flugtiere erledigen oder auf einem Luftpostkuvert fliegen. Stimmung bringt beim Astronomie-Quiz ein junger Moderator. Die Zuschauer dürfen reihum zwischen leichten und schweren Fragen wählen.

Die Antworten werden elektronisch erfasst, das Siegerteam wird bejubelt und muss sich mit der La-Ola-Welle bedanken. Im Vorraum wird an Schautafeln das Leben Saint-Exupérys nachgezeichnet, des großen Autors und verwegenen Fliegers, der am 31. Juli 1944 mit 44 Jahren bei einem Aufklärungsflug im Mittelmeer abgeschossen wurde und verschollen blieb. „Der Park würde ihm gefallen, er hat Kinder bewundert“, so sein Großneffe Olivier d’Agay, Chef der Erbengemeinschaft, bei der Eröffnung. Kinder können auf den Spuren Saint-Exupérys in eine alte Antonov-2 klettern und das antike Cockpit bewundern. Bei der Nachtflug-Simulation müssen sie über wellig- bewegten Boden wandern, begleitet von spacigen Geräuschen. Im Unterwasserplaneten schießen sie auf rotierenden Scootern per Knopfdruck Fotos. Davor aber ist die Erlebniswelt real: Man rast durch dampfende Wasserbögen, zwischen denen plötzlich auftauchende Fontänen für nasse Klamotten und viel Spaß sorgen. Der elsässische Junge Loann (7) setzt diese Attraktion an die Spitze seiner Hitliste.

Seine Schwester Nadègne (11) findet die Aero-Bar cool, die in senkrechten Schienen nach oben befördert wird. In 35 Meter Höhe können 15 Besucher angeschnallt an einem runden Tresen sitzen. Wie ein roter Faden ziehen sich die Motive aus dem „Kleinen Prinzen“ durch den Park mit dem Prinzenplaneten in der Mitte: am riesigen Ketten- und am kleinen Kinderkarussell. Im Gehege der drolligen kleinen Füchse. Im Irrgarten mit der Suche nach dem Brunnen in der Wüste. Im Rosengarten, wo die spezielle Blume des Kleinen Prinzen durch eine Glashaube geschützt ist. Und immer wieder finden sich auch die berühmten Zitate.

Das Elsass der Vergangenheit

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist unsichtbar für die Augen“, ist in einem Schriftzug à la Hollywood am Hügel hinter dem Labyrinth zu lesen. Neben der für größere Kinder attraktiven Seilbahnanlage „La Tyrolienne“ des Prinzenparks schreitet majestätisch ein Storch vorbei. Der stammt bestimmt vom benachbarten Museumsdorf, das man vom Fesselballon aus gut sehen kann. Die ganz andere Freizeiteinrichtung Ungersheims mit dem irreführenden Namen Ecomusée d’Alsace feiert in diesem Sommer ihren 30. Geburtstag und ist ungebrochen attraktiv. Denn sie zeigt sehr lebendig das Elsass der Vergangenheit mit seiner unruhigen Geschichte. Auf 15 Hektar Fläche gruppieren sich 74 historische Fachwerkhäuser - das älteste von 1492 -, Scheunen, Bauernhöfe, Läden und Handwerksbetriebe, Schule, Kapelle, Bahnhof und Wohnburg.

Alle wurden im Elsass abgetragen und im Ecomusée wieder aufgebaut. „Das muss leben“, sagt Guy Macchi, Chef der rund 200 Ehrenamtlichen, die sich verpflichten, mindestens zehn Tage jährlich im Museumsdorf zu arbeiten. Und Guys Motto gilt nicht nur für die allgegenwärtigen Störche, die in 37 Dach-Nestern jeweils zwei bis fünf Jungtiere pro Saison beherbergen. Natürlich werden Nutztiere und bäuerliche Tätigkeiten vorgeführt. Köche zeigen die Zubereitung von Hausmannskost, die Kräuter des Mittelaltergartens werden im Shop verkauft. Beliebt sind die Sonderausstellungen. 2014 hat das Museum auch das bittere tägliche Leben einer elsässischen Familie im Ersten Weltkrieg nachgestellt. Drüben im Prinzenpark ist ein passendes Zitat Antoine de Saint-Exupérys nachzulesen: „Der Krieg ist kein Abenteuer. Der Krieg ist eine Krankheit.“

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Infos zum Elsass

Anreise
Von Stuttgart über die Autobahn Karlsruhe-Basel-Mülhausen. Der Parc du Petit Prince wie auch das Ecomusée d’Alsace in Ungersheim, ca. 18 Kilometer nördlich von Mülhausen gelegen, sind ab Mülhausen gut ausgeschildert. Mülhausen hat TGV-Anschluss. Das Ecomusée holt für 3 Euro pro Person mittwochs sowie am Wochenende Besucher am Bahnhof Bollwiller mit der Pferdekutsche ab, Fahrzeit 25 Minuten. Der Flughafen Basel-Mülhausen ist ca. 45 Kilometer entfernt.

Unterkunft
Eine originelle Unterkunft in Ungersheim bietet das Hotel Les Loges. In acht Fachwerk-Doppelhäusern bieten jeweils vier Maisonetten Raum für ein bis vier Gäste, pro Übernachtung ab 59/79 Euro. Es gibt auch Pauschalen für Halbpension. Auf den Häusern sind teilweise Storchennester, die Klappervögel spa zieren gerne mal über die Wiese zwischen den Häusern, und gleich nebenan grasen abends Pferde. Es gibt auch eine Wohnmobil-Servicestation, www.ecomusee-alsace.fr .

Museumsdorf
Das Museumsdorf hat bis 31. August täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Vom 1. September bis Mitte Oktober 10-18 Uhr, Mo. und Di. geschlossen. Vom 29. November bis 4. Januar 2015 täglich 10-19 Uhr. Eintrittspreise: 14 Euro, Kinder von 4 bis 14 Jahren 9,50 Euro, Familie mit zwei Kindern 41 Euro. Die Informationen in den Gebäuden und Ausstellungen sind größtenteils auch in Deutsch und Englisch. Ältere Mitarbeiter und Ehrenamtliche sprechen das charmante Elsässerdeutsch. Das Freilichtmuseum bietet neben den täglichen Vorführungen und Fahrten per Boot, Pferd und Traktor auch eine Fülle von Sonderveranstaltungen. Deutschsprachige Website unter www.ecomusee-alsace.fr .

Themenpark
Öffnungszeiten täglich bis 31. August 10-19 Uhr, vom 1. September bis 2. November sowie vom 20. Dezember bis 4. Januar 2015 jeweils 10-18 Uhr. Eintrittspreise inkl. aller 31 Attraktionen und Ballonfahrten: Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahre 22 Euro, Kinder bis elf Jahre 16 Euro, vierköpfige Familie 69 Euro. Wenn die Ballons wegen Schlechtwetters nicht aufsteigen können, gibt es eine Reduktion von 6 Euro (Erwachsene) und 4 Euro (Kinder) in den Restaurants oder im Souvenirshop, www.parcdupetitprince.com .

Allgemeine Informationen
Deutschsprachige Homepage des Elsass-Tourismus unter www.tourisme-alsace.com/de .

Französische Tourismuszentrale in Frankfurt: http://de.rendezvousenfrance.com/de